Kaum ist Ägyptens Ex-Staatspräsident Husni Mubarak am Samstag zu lebenslanger Haft verurteilt worden, beginnt die politische Nachlese des Richterspruchs, die zwei Wochen vor der Stichwahl im Präsidentschaftswahlkampf natürlich besonders heftig ausfallen muss. Das von den Islamisten dominierte Parlament etwa debattierte am Sonntag in einer stürmischen vierstündigen Sitzung darüber. Es liegt im Interesse des im Rennen um die Präsidentschaft verbliebenen Moslembruders Mohammed Mursi, Justiz und Staatsapparat im Allgemeinen als unreformierte Restbestände des ancien regime darzustellen, die nach einem Neuanfang in Gestalt des durch Regierungsverantwortung unter Mubarak unkompromittierten Islamisten rufen.
Empörung über Richterspruch
Moslembruder Mursi versucht, das Mubarak-Urteil zu seinen Gunsten zu nutzen. Von Oliver Maksan