Der Kanzler und seine Reisen: Wochenlang wurde Olaf Scholz aufgefordert, die ukrainische Hauptstadt zu besuchen. Jetzt war der Bundeskanzler in Afrika. Und das war richtig. Denn gerade dort sind die geostrategischen Folgen des Ukraine-Krieges zu spüren.
Sicherheitspolitisch wichtige Akzente
Die Stationen der Reise wurden klug ausgewählt: Im Niger verschaffte ein Truppenbesuch dem Kanzler gute Bilder im mittlerweile für Staatsmänner üblichen Khaki-Outfit: Die Bundeswehr bildet dort örtliche Sicherheitskräfte im Kampf gegen islamistische Terroristen aus. Die Botschaft an die deutsche Öffentlichkeit: Deutschland setzt international durchaus sicherheitspolitisch wichtige Akzente und ist keineswegs so passiv wie allenthalben behauptet wird.
Noch wichtiger waren aber die beiden anderen Reiseziele des Kanzlers. Senegal wie auch Südafrika hatten sich in der UNO enthalten, als über die Verurteilung des russischen Angriffskrieges abgestimmt wurde. Scholz weiß aber, dass das Bündnis gegen den russischen Aggressor nicht nur auf den Westen beschränkt sein darf. Es wäre fatal, wenn die afrikanischen Staaten noch stärker in Richtung Putin blinken würden. Also muss man miteinander reden. Und das tat Scholz, in seiner typisch hanseatisch zurückhaltenden Art. Aber doch auch bestimmt. Als Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa behauptet, der Bundeskanzler habe im persönlichen Gespräch Verständnis für die Länder gezeigt, die gegen die UN-Resolution gestimmt hatten, gibt es sofort Widerspruch. Nein, da gebe es keinerlei Verständnis bei ihm, ließ Scholz sofort verlauten.
Für seine Verhältnisse fast schon ein emotionaler Ausbruch von Scholz. Der Bundeskanzler, der ja vor allem Finanzpolitiker ist, gewinnt mit dieser Reise endlich auch außenpolitisch an Statur. Es wurde auch langsam Zeit.
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