Was verbindet Kyrill und Kadyrow, den orthodoxen Patriarchen und den Tschetschenen-Führer von Putins Gnaden? Beide hassen den Westen und die Ukraine, die sie für einen westlichen Satelliten halten; beide bewundern Wladimir Putin, dem sie hörig sind; beide missbrauchen ihre Religion und garnieren ihre Kriegspropaganda mit religiösen Floskeln. Wie Patriarch Kyrill Putins Vernichtungsfeldzug gegen die Ukraine zum „metaphysischen Krieg“ mit dem dekadenten Westen stilisiert, so ruft „Präsident“ Kadyrow die Muslime zum Dschihad gegen den Westen.
Gemeinsam ist auch der Hang zu Macht und Geld
Wäre dies eine Rätselecke, dürften Sie raten, von wem dieses aktuelle Zitat stammt: „In den letzten hundert Jahren haben die USA und Europa Dutzende von Kriegen, Militärputschen und Invasionen organisiert. Millionen Zivilisten sind ihre Opfer geworden. Obwohl sie derzeit eine noch größere Bedrohung darstellen und alle moralischen Werte zerstören, die von den Völkern aller Länder seit dem Bestehen der Menschheit geformt wurden, sind ihr Geld und ihre Waffen nichts im Vergleich zu unserer Solidarität, unserem Willen und unserem Glauben an unseren Schöpfer.“ Richtig, das könnte auch von Kyrill stammen. Tatsächlich schrieb das Kadyrow, der die Muslime in aller Welt dazu aufruft, „an der Seite ihrer Brüder gegen den gemeinsamen Feind“ zu kämpfen, nämlich gegen die NATO. Und zwar, auch dies hätten Sie erraten, in der Ukraine.
In einem tschetschenischen Propagandavideo wird der Westen als islamophob beschimpft, während Russland als Land gepriesen wird, das den Islam voll schütze. Dank Putin. „Das tschetschenische Volk ist geeint im Kampf gegen den Satanismus“, heißt es da. Gemeint ist der Westen, nicht Putin, der den Freiheitsdrang der Tschetschenen ab 1999 in Blut ertränkte und Kadyrow zum Tyrannen kürte. Kein Wunder: Kyrill und Kadyrow ist auch der Hang zu Macht und Geld gemeinsam.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.