„Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal Armin Laschet zustimmen würde. Aber ich unterstützte ihn.“ Diesen Satz konnte man Anfang der Woche in verschiedenen Varianten in den Sozialen Medien lesen. Das war kurz nach Angela Merkels Auftritt in der Will-Talkshow, in der sie Laschet einen Rüffel erteilt hatte. Diese Reaktionen stehen für das Potenzial, das ein Kanzlerkandidat Armin Laschet entfalten könnte. Und dann gab es am Dienstag die Pressekonferenz, bei der der CDU-Vorsitzende Grundpositionen des Wahlprogramms vorstellte. Immerhin, er zeigte Distanz zur Kanzlerin, etwa in der Einwanderungspolitik.
Laschet, der Mann im falschen Anzug
Aber insgesamt bleibt doch der Eindruck: Hier war er wieder, der Armin Laschet, der bei Umfragen seit Monaten kein Bein auf den Boden bekommt und dem auch nicht recht zugetraut wird, das er den Tiefflug der Union in Richtung 20 Prozent-Marke stoppt. Und das liegt vor allem daran, dass man das Gefühl hat, dieser Laschet, der da steht, stecke irgendwie im falschen Anzug. Dieser 60-jährige Mittelklasse-Herr verlese Sätze, die sich vielleicht Marketing-Strategen ausgedacht haben, aber nicht zu ihm passen. „Zusammenmacher“ wolle man sein. Eine ähnliche Leerformel wie die ständige Rede von den „20ern“, „dem Zukunftsjahrzehnt“, die Laschet von Spahn übernommen hat.
Stattdessen sollte Laschet sagen, was ein rheinisch-katholischer Christdemokrat aus Aachen jetzt sagen müsste. Da wäre zu allererst das klare Bekenntnis zum Föderalismus, gegen eine eiserne Kanzlerin mit zentralistischen Ambitionen. Und damit hätte er einen Grundakkord zum Klingen gebracht, der von der EU-Reform bis hin zur Flüchtlingsfrage rheinisch-katholische Polit-Schwingungen erzeugen könnte: Person statt Struktur, Subsidiarität statt Zentralismus, privat vor Staat. Ob Laschet Ostern mal Station am Karlsschrein im Aachener Dom macht?
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