Aserbaidschaner, die mit alten Hausschlüsseln in ihre Heimat zurückkehren, Armenier, die ihre Häuser beim Verlassen niederbrennen - dramatische Bilder, wie man sie von einem Waffenstillstand kaum gewohnt ist. Armenien hat letzte Woche die Zahl der Todesopfer in Bergkarabach auf 2.450 korrigiert und damit fast um ein Drittel erhöht. Auf Kirchen schallt der islamische Siegesruf, Kreuze werden gestürzt. Bereits in den 1990er und 2000er Jahren zerstörten die Aserbaidschaner armenisches Kulturgut. Die Armenier sehen darin - wie im gesamten Konflikt - eine Fortsetzung des Genozids von 1915/1916: Der Gegner vernichtet das Volk nicht nur physisch, sondern merzt auch die Erinnerungen daran aus.
Jerewan
Die Rückkehr des 19. Jahrhunderts
Die russische Intervention hat den blutigen Konflikt in Bergkarabach vorzeitig beendet. Aserbaidschan hat nicht nur wichtige Gebiete zurückerobert, sondern eröffnet dem türkischen Alliierten den Zugang zum rohstoffreichen Kaspischen Meer. Russland konnte den kompletten Zusammenbruch der armenischen Front verhindern, aber die Zukunft von Bergkarabach bleibt ungewiss. Der Westen konnte keine Akzente setzen. Vieles erinnert an die Balkanpolitik vor dem Ersten Weltkrieg.