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Die Rattenfänger von Meta

„Facebook“-Gründer Mark Zuckerberg muss sich wegen mangelndem Kinderschutz verantworten. Warum soziale Medien eine Altersgrenze brauchen.
Illustration von Meta und Zuckerberg
Foto: IMAGO/Angga Budhiyanto (www.imago-images.de) | Schwere Vorwürfe werden gegen Mark Zuckerberg erhoben. Der Chef von Meta soll aktiv Jugendschutz verhindert haben.

Insgesamt 41 US-Bundesstaaten erheben Anklage gegen den Facebook-Erfinder und Meta-Gründer Mark Zuckerberg: Er soll gezielt Maßnahmen verhindert haben, um Kinder und Jugendliche auf Facebook und Instagram zu schützen. Wenn die Staaten Recht bekommen, wird Zuckerberg einige Milliarden hinblättern müssen. Und damit könnte es im sonst so Technologie-freundlichen Amerika ein Umdenken geben.

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In Deutschland ist schon laute Kritik an den sozialen Medien im Kinderzimmer zu hören. Der Bestseller „Wir verlieren dabei unsere Kinder“ der Schulleiterin und Digitalbotschafterin von Niedersachsen, Silke Müller, hat viele nachdenklich gemacht. Und in Deutschland fordern erste Stimmen nun eine Altersgrenze auf Social Media für Kinder: Völlig zu Recht. Es ist mehr als ein Umdenken nötig, um alle Kinder zu schützen; nicht nur die, deren Eltern Zeit und Energie haben, sich zu informieren.

Gewalt gehört fast schon zum Alltag

Journalisten und Lehrer weisen darauf hin, dass minderjährige Nutzer der sozialen Medien – auch WhatsApp – gewalttätigen bis hin zu traumatisierenden Inhalten ausgesetzt sind. Die Langzeitfolgen dieser Belastungen, mit denen die Kinder häufig alleine sind, sind noch nicht abzusehen.

Silke Müller beobachtet einen zunehmenden Mangel an Empathie. Laut ihren Schilderungen sind die Kinder so häufig Inhalten von tatsächlicher Gewalt ausgesetzt, dass diese schon fast zum normalen Alltag gehören. Aber nicht nur das Welt-, sondern auch das Selbstbild ist betroffen.

Profit statt Jugendschutz

Laut der Whistleblowerin Frances Haugen hat Zuckerberg sich konkret gegen Vorschläge entschieden, die Schönheitsfilter der App gerade in Bezug auf beeinflussbare Kinder einzuschränken – weil man einen Anstieg an Unzufriedenheit bei jungen Menschen mit sich selbst befürchtete. Der Kombination von süchtig machenden Mechanismen und dem Druck, mithalten zu müssen, können sich nicht einmal Erwachsene völlig entziehen. Laut Vivek Murthy, Leiter des United States Public Health Service, könnten die sozialen Medien ein zentraler Treiber einer nationalen psychischen Krise unter Jugendlichen sein.

Aus den internen Dokumenten geht hervor, dass Kinder- und Jugendschutz bei Meta offenbar deutlich weniger zählt als Profit. Die aktuelle Anklage durch den US-Bundesstaat Massachusetts, der das Thema nun noch einmal in die öffentliche Debatte bringt, kommt zu einer günstigen Zeit. Vor kurzem kündigte Facebook die Einführung von KI-Bots an, die Gespräche mit bekannten Prominenten und Influencern wie Model Kendall Jenner simulieren und teilweise gezielt auf junge Nutzer abgestimmt sind.

Vorgegaukelte Vertrauensbeziehung

So gibt sich die Fake-Jenner als eine Art „große Schwester“  und gaukelt damit eine Vertrauensbeziehung vor, die eigentlich in eine Familie gehört – und gerade beim Umgang mit dem Netz wichtig ist. Nicht jede Familie kennt sich gut genug aus, hat die Ressourcen, um den Einfluss dieser Medien zu beschneiden. Deshalb verdienen die Kinder den Schutz von außen.

Das Argument der Meinungs- und Informationsfreiheit, wie es vonseiten der Konzerne vorgebracht wird – oft noch gewürzt mit der Warnung, dass LGBTQ-Jugendlichen sich ohne Social Media nicht mehr vernetzen könnten – darf nicht abschrecken.
Denn von einer Plattform für Meinungsfreiheit kann auf Facebook, TikTok und Instagram, wo undurchsichtige Algorithmen regieren und der Profit an erster Stelle steht, keine Rede sein.

 

Durney
Sally-Jo Durney

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