Genf

Die Klima-Glocken werden ignoriert

Der UN-Weltklimarat prognostiziert einen dramatischen Temperaturanstieg bis 2030. Ein Dagegensteuern ist dringender denn je. Doch wie und durch wen soll das geschehen? Ein Kommentar.
Bericht des UN-Weltklimarats
Foto: Julian Stratenschulte (dpa) | 1,5 Grad wärmer als vor der Industrialisierung soll es 2030 auf dem Globus sein. Vielleicht sogar noch mehr. Wenn nicht im letzten Moment noch dagegen gesteuert wird.

Von vielen Menschen wird die Gefahr der Erderwärmung immer noch heruntergespielt - trotz extremer Temperaturen und Wetterereignisse live und in Farbe auf dem ganzen Planeten. Nun hat sich der Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) zu Wort gemeldet. In dem in dieser Woche veröffentlichten Bericht sehen die Experten einen dramatischen Temperaturanstieg bis zum Jahr 2030 voraus. 1,5 Grad wärmer als vor der Industrialisierung soll es dann auf dem Globus sein. Vielleicht sogar noch mehr. Wenn, ja wenn nicht im letzten Moment noch dagegen gesteuert wird. 

Überraschendes Kohle-Comeback in den USA

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Doch wie und durch wen soll das geschehen? UN-Generalsekretär Antonio Guterres sieht vor allem Verantwortungsträger in der Pflicht: "Die Lebensfähigkeit unserer Gesellschaft hängt davon ab, dass Führungskräfte in Politik, Unternehmen und der Zivilgesellschaft geeinigt hinter politischen Vorgaben, Maßnahmen und Investitionen stehen, die den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzen", zitieren ihn die Medien. Und weiter: "Die Glocken tönen ohrenbetäubend. Sie müssen das Ende von Kohle und anderen fossilen Brennstoffen einläuten, bevor diese unsere Erde zerstören."

Einverstanden. Doch wie wollen die Vereinten Nationen kleine Öko-Schurkenstaaten, wie etwa Polen, zur Einsicht bewegen, wenn die Vorbild-Nation, die das grüne Bewusstsein dank des Klima-Aktivisten Al Gore einst populär gemacht hat, die Vereinigten Staaten, weiterhin das Glockenläuten munter ignoriert? Trotz des mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsels im Weißen Haus? So berichtet der US-Korrespondent der Zeitung "Die Welt" etwas verwundert von Amerikas derzeitigem "Kohle-Comeback", obwohl US-Präsident Joe Biden doch mit dem Versprechen angetreten sei, sich für Wasser-, Wind-, und Sonnen-Energie stark zu machen.

Die Erklärung dafür ist einfach: Die von der Pandemie arg durchgeschüttelte Wirtschaft muss schnell wieder zum Laufen gebracht werden - und das geht mit fossilen Brennstoffen wie Kohle, Gas und Öl nun mal besser. Mit anderen Worten: Der Nation, die mit dem richtigen Präsidenten vorangehen könnte, sitzt das ökonomische Hemd näher als der richtige Klima-Rock. Beängstigend.

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