Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Nach Putsch in Gabun

Die Instabilität in Subsahara-Afrika nimmt weiter zu

Nach Mali, Burkina Faso und dem Niger hat nun auch weiter südlich in Gabun die Armee die Macht übernommen. Wie kam es dazu?
Nach Putsch in Gabun
Foto: Betiness Mackosso (AP) | Das Videobild zeigt Anhänger der Putschisten, die Polizisten bejubeln. Meuternde Soldaten verkündeten im staatlichen Fernsehen, dass sie die Macht übernommen hätten und die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen ...

Was ist los in Afrika? Das Militär hat in einem weiteren Land des Kontinents geputscht. Nach Mali, Burkina Faso und dem Niger hat nun auch weiter südlich in Gabun die Armee die Macht übernommen. Die Gefahr: Im gesamten Subsahara-Gebiet droht sich die Instabilität noch einmal zu erhöhen. 

Die Präsidentschaftswahl vom vergangenen Samstag war ein mit Spannung erwarteter Termin. Im Vorfeld hatten die Bischöfe in einer am 23. August veröffentlichten Botschaft bekräftigt: „Wahlen sind ein Ort, an dem die politische Entscheidung eines Volkes zum Ausdruck kommt, und sie sind ein Zeichen der Legitimität für die Ausübung der Macht. Die Nichtbeachtung der nationalen Verfassung, des Gesetzes oder des Urteils freier, gerechter und transparenter Wahlen würde ein ernsthaftes Versagen in der Regierungsführung darstellen und einen Mangel an Kompetenz in der Verwaltung öffentlicher Angelegenheiten bedeuten“.

Bischöfe mahnen, Streit und Gewalt zu vermeiden

Die Bischöfe riefen dazu auf, „Streit und Gewalt in jeder Form nach den Wahlen zu vermeiden“. Die Bischofskonferenz Gabuns hatte bereits für den 7. und 8. Juli zu zwei Tagen des Gebets und der Buße für das Land aufgerufen, um auf die Wahl am 26. August vorzubereiten, die von Spannungen geprägt war, nachdem der scheidende Präsident am 8. Juli angekündigt hatte, für eine dritte Amtszeit kandidieren zu wollen. 

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Am Mittwoch hatte eine Gruppe von Militärs und anderen Sicherheitskräften verkündet, dass sie die Macht in dem zentralafrikanischen Land übernommen hätten. Der bisherige Präsident Ali Bongo Ondimba sei unter Hausarrest gestellt worden. Die Präsidentschaftswahl vom Wochenende, aus der Ali Bongo Ondimba dem offiziellen Ergebnis zufolge erneut als Sieger hervorgegangen war, sei gefälscht. Neuer Präsident soll jetzt offenbar der bisherige Chef der Republikanischen Garde werden, Brice Oligui Nguema – Berichten zufolge ein Cousin Ali Bongos, der die Nachfolge seines 2009 verstorbenen Vaters Omar Bongo angetreten hatte. Damit setzte er die Macht einer Familiendynastie fort, die 1967 mit der Einsetzung des damaligen Albert-Bernard Bongo begann, der sich nach seiner Konversion zum Islam später El Hadj Omar Bongo Ondimba nannte. Papst Franziskus hatte im April vergangenen Jahres Präsident Ali Bongo Ondimba im Vatikan empfangen.

Der mehr als 50 Jahren autokratisch regierenden Bongo-Familie wird seit langem Korruption vorgeworfen. Sie gilt Berichten zufolge als eine der reichsten Familien der Welt, besitzt eine private Flugzeugflotte, etliche Luxusautos und soll gemäß der Nichtregierungsorganisation „Transparency International“ Dutzende Residenzen in Frankreich im Wert von vielen Millionen Euro besitzen. Die Bevölkerung des Opec-Mitgliedsstaats Gabun, etwa 2,3 Millionen Menschen, lebt dagegen trotz Öl-Reichtums großteils in Armut.

65 Prozent der zwei Millionen Einwohner sind Christen

Gabun befindet sich im Westen Zentralafrikas, die Westküste des Landes liegt am Golf von Guinea. Im Norden grenzt Gabun an Kamerun und Äquatorialguinea, im Osten und Süden an den Kongo. Die Hauptstadt des Landes ist Libreville. Das Land hat etwa drei Viertel der Größe Deutschlands. Etwa 65 Prozent der etwa zwei Millionen Einwohner zählenden Republik bezeichnen sich als Christen, rund 60 Prozent davon sind Katholiken und rund fünf Prozent Anhänger verschiedener protestantischer Kirchen.

Warum immer wieder Putsche in Afrika stattfinden? In einem Kommentar der Deutschen Welle hieß es vor kurzem unter anderem: „ Auf allen Social-Media-Plattformen stößt man auf eine Fülle antidemokratischer und antiwestlicher Äußerungen. Der Großteil der Frustration richtet sich gegen demokratisch gewählte Führer, die längst eine autokratische Ader zeigen und die trotz der Armut ihres Volkes einen extravaganten Lebensstil führen. Nicht selten verändern solche Politiker die Verfassungen zu ihrem Vorteil und unterdrücken die Zivilgesellschaft, um Kritik an sich zu verhindern. … Dies alles geschieht unter den Augen der Pioniere der Demokratie: Westeuropa und Nordamerika. Doch anstatt einzuschreiten, legitimiert der Westen die schmutzigen Gewohnheiten dieser in die Autokratie abgeglittenen Ex-Demokraten. Er räumt seinen eigenen wirtschaftlichen Interessen Vorrang ein vor dem Engagement gegen offensichtliche Rechtsverletzungen und Korruption.“

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