1983 sind die Grünen zum ersten Mal in den Bundestag eingezogen. Das Verhältnis zwischen der neuen Partei und der katholischen Kirche war damals alles andere als entspannt. Noch 1987 erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Joseph Kardinal Höffner, die Grünen seien für Katholiken nicht wählbar. Und auch der damalige ZdK-Präsident Hans Maier stellte fest, das Tischtuch zwischen Kirche und Grünen sei zerschnitten. Gregor Maria Hanke, der heutige Bischöfe von Eichstätt, war in jenen Jahren ein junger Benediktiner-Mönch, kurz nach der Profess. Wie mag er über die Partei gedacht haben?
Heute zieht er nun Bilanz: In den 80ern habe die Kirche die Chance verschlafen, sich den Grünen mehr zu öffnen. „Wir haben damals andere gesellschaftspolitische Aspekte in den Vordergrund gestellt, das Verbindende zu wenig gesehen“, erklärte der Bischöfe in der vergangenen Woche in einem Interview mit dem Internetportal „katholisch.de“. Hanke ärgere, wie er sagt, wenn in manchen kirchlichen Kreisen Ökologie als Ideologie bezeichnet werde.
Ein christlicher Ökologe
Einige Kommentatoren sehen in dieser Äußerung eine Verbeugung des Eichstätter Oberhirten vor der grünen Partei. Doch das Gegenteil ist richtig. Wer das Interview genau liest, stellt nämlich fest, dass Hanke gar nicht weit von Höffner und Maier in den 80ern entfernt ist. Lehnten diese die Grünen ja nicht ab, weil die Partei sich für den Naturschutz engagierte, sondern wegen der kulturmarxistischen Agenda, die eben auch mit dazu gehörte. Vor allem mit Blick auf den Lebensschutz. Hankes Kritikpunkt: Viele, die schon damals einen Sinn für ökologische Fragen hatten, fanden damit eben nur bei den Grünen Gehör – die ideologischen Nebentöne wurden im Gegenzug ignoriert. Die Kirche hätte diese Leute, die keine Ideologen waren, auch ansprechen können, aber das sei eben versäumt worden.
Hanke hat kein Problem damit, „Öko-Bischof“ genannt zu werden. Schon als Abt in Kloster Plankstetten hat er den landwirtschaftlichen Betrieb dort nach ökologischen Gesichtspunkten reformiert. Bald wurde vom „grünen Kloster“ gesprochen. Und auch heute sagt er: „Teilen, achtsam sein mit Gottes Schöpfung und sie nicht ausbeuten, gehört ja zum christlichen Grundgedanken.“ Damit liegt der Bischöfe eben nicht auf der Linie des grünen Parteiprogramms, so unterstützt er etwa die europäische Initiative „One of us“ zum Finanzierungsstop aller Aktivitäten, die zur Zerstörung von Embryonen führen. Gregor Maria Hanke sieht sich wohl eher in der Spur von Benedikt XVI. und der Rede des Papstes 2011 im Deutschen Bundestag über „die Ökologie des Menschen“.
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