Jahrzehntelang gab sich die westliche, und damit die internationale Politik der Illusion hin, Religion spiele keine weltpolitische Rolle mehr. So ignorierte man die systematische Christenverfolgung durch die kommunistischen Regime ebenso wie die Diskriminierung der Christen in vielen islamischen Staaten. Man übersah so aber auch eine Ideologisierung innerhalb des Islam, die 1978 im Iran die schiitische und ab 1980 mit dem Afghanistan-Krieg zunehmend die sunnitische Welt erfasste. Im Gegensatz zu früheren, frommen Erneuerungsbewegungen geht es heutigen islamistischen Ideologen nicht darum, aus lauen Muslimen gottesfürchtige Muslime zu machen. Es geht ihnen auch nicht um ein Anknüpfen an die theologische und kulturelle Blüte des Islam.
Leitartikel: Religion im Fokus der Politik
Von Stephan Baier