Man muss kein Muslimbruder und kein Freund des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi sein, um die aktuelle Entwicklung am Nil mit Sorge zu sehen. Man kann sogar argumentieren, warum Mursi jede Legitimität verspielt und ein Einschreiten der Armee fast unvermeidlich gemacht hat – und doch Ägyptens Rückkehr zur Militärdiktatur bedauern. Mag sein, dass die Muslimbruderschaft die Demokratie als Willkürherrschaft der Mehrheit über die Minderheit missverstand, doch 2012 erwies sie sich als stärkste politische Kraft im Land.
Leitartikel: Der Frühling, wo ist er geblieben?
Von Stephan Baier