Nun ist der Frühling ausgebrochen. So wie vormals der Krieg. Die winterfest eingemotteten Herzen schlagen höher, ahnen den nahenden Sommer durch die pollenschweren Frühlingslüfte. „Bald“, haucht man heute hoffend, nicht länger „noch“, „noch immer“ und „wie lange denn noch?“. Zwar sind die Nächte noch frisch, denn jeder Winter wehrt sich wild gegen sein Ende. Martinsgleich möchte man den Mantel, den Schal, wenigstens mit den ersten Gänseblümchen oder Krokussen teilen. Und doch scheint allen Sehnenden nunmehr gewiss: Der ewige Winter ist besiegt, die gefühlte Jahrzehnte währende Eiszeit ist vorüber. Frühling, Frühling für immer, und in allen Sprachen.
Glosse: Frühlinger frühlingte es nie
Von Stephan Baier