Die politischen Auseinandersetzungen in der Türkei oder auch in Ägypten haben erneut die Frage der Demokratie ins Zentrum religionspolitischer Debatten gerückt. Weil es sich um islamisch geprägte Länder handelt, taucht gleich der Verdacht auf, dass sich Islam und Demokratie grundsätzlich nicht miteinander verbinden ließen. Doch solche Schlüsse übersehen ein grundsätzliches Paradox der Demokratie, das mit dem Islam wenig zu tun hat. Die moderne Demokratie ist vom Spannungsverhältnis zwischen der demokratischen Mehrheitsregel, die aus dem Prinzip der Volkssouveränität hervorgeht, und dem liberalen Rechtsstaat, der im Schutz der Menschenrechte seine Wurzel hat, gekennzeichnet.
Kolumne: Paradox der Demokratie
Von Professor Wolfgang Palaver