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Die Papst-Agenda und der Mittelstand

Auf dem Weltjugendtag Anfang August in Lissabon hat Papst Franziskus drei „Baustellen“ aufgezeigt, an denen gemeinsam und kreativ gearbeitet werden müsse: Die Umwelt, die Zukunft und die Geschwisterlichkeit.
Pope Francis Meets With The WYD Volunteers - Lisbon Pope Francis meets with 25 000 World Youth Day volunteers in Lisbon,
Foto: IMAGO/ABACA (www.imago-images.de) | Die soziale Verantwortung von Unternehmen nahm Papst Franziskus beim Weltjugendtag in Lissabon in den Blick.

Sowohl auf europäischer Ebene – Stichwort „Green Deal“ – als auch in Deutschland – Stichwort: Sozial-ökologische Marktwirtschaft – wird an den Aufgaben Umwelt und Zukunft bereits gearbeitet. So sind sich die mittelständischen Unternehmen in Deutschland laut unserer Studie „Anpassung an den Klimawandel: Spezifische Herausforderungen für KMU“ mehrheitlich bewusst, dass sie nachhaltiger wirtschaften müssen. Eine wesentliche Voraussetzung dabei ist jedoch, dass die Politik nicht die Unternehmen durch immer schnellere Klimaschutz-Vorgaben überfordert. Stattdessen wäre es wünschenswert, wenn Politik und Gesellschaft die zunehmenden Fortschritte in den Unternehmen im Hinblick auf die ökologische Transformation honorieren würden. Letztlich ist es ja in unserer aller Sinn, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland auch weiterhin weltweit wettbewerbsfähig sind. Oder anders ausgedrückt: Wie sollen Wirtschaftsunternehmen soziale Verantwortung – Stichwort „Geschwisterlichkeit“ – übernehmen, wenn sie selbst um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen müssen?

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Herausforderung: Fachkräftemangel

Fragt man die Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland, worin sie aktuell ihre größten Herausforderungen sehen, so nennen sie am häufigsten den Fachkräftemangel. Bereits in den beiden vergangenen Jahren bezeichneten sie bei unserer Befragung diese Folge des demografischen Wandels als die drängendste Aufgabe.

Erst mit größerem Abstand folgen aktuell die Themen „Erhöhter Wettbewerbsdruck“ und „Energieversorgung/-sicherheit“. Die Unternehmerinnen und Unternehmer sehen sich dabei insbesondere vor die Aufgabe gestellt, die steigenden Lohn-, Material- und Energiekosten aufzufangen. Drei von zehn Führungskräften äußerten sogar die Befürchtung, das eigene Unternehmen könnte aufgrund dessen nicht mehr lange wettbewerbsfähig agieren. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatte die Herausforderung „Erhöhter Wettbewerbsdruck“ noch auf Platz 7 gelegen, im zweiten Coronajahr auf Rang 3. Ein Dauerthema sind in den mittelständischen Unternehmen zudem die regulatorischen Anforderungen. Dabei werden nicht nur behördliche Auflagen oder Zertifizierungsanforderungen kritisiert, sondern auch die klimaspezifischen Vorgaben. Dagegen haben aus Sicht der Unternehmerinnen und Unternehmer die Digitalisierung ebenso wie das Thema „Internationalisierung“ deutlich gegenüber den früheren Befragungen an Bedeutung verloren. Alle diese Befragungsergebnisse zeigen, die mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer haben aktuell zahlreiche Baustellen zu meistern. Unabhängig davon behalten sie aber auch die Themen Umwelt, Zukunft und Geschwisterlichkeit im Blick.

Autorin

kolumne: Die Papst-Agenda und der Mittelstand

Die Autorin ist Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) und u.a. Member of Academia Europaea (MAE). Sie hat zudem die Professur für Management von kleinen und mittleren Unternehmen und Entrepreneurship an der Universität Siegen inne. Foto: Privat

Die Kolumne erscheint in Kooperation mit der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle.

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