Die Bundestagsabgeordneten sollten die Sommerpause zur Reflexion über das komplizierte Thema des Assistierten Suizids nutzen – so rieten ihnen Kommentatoren nach der Abstimmung im Parlament, die im Juli keinen der beiden vorgelegten Anträge befürwortet hatte. Der ergebnislose Ausgang wurde zum Teil ausdrücklich begrüßt: Es sei ein sehr gutes Resultat, dass diese schwierige Frage nicht gesetzlich geregelt worden sei. Denn eine wie auch immer ausfallende Regelung erzeuge den irrigen Eindruck, mit einer vom Gesetzgeber abgesegneten Praxis sei Selbsttötung im Grundsätzlichen legitimiert.
Assistierte Selbsttötung – verzweifelte Freiheit?
Wie der dänische Philosoph Søren Kierkegaard gezeigt hat, sind alle Menschen und keineswegs nur Suizidale in gewisser Hinsicht verzweifelt. Wer eine soziale Katastrophe verhindern will, muss daher das liberale Freiheitsverständnis mit neuer Intensität kritisch ins Visier nehmen und hinsichtlich seiner Untiefen beleuchten.
