Eltern kommen mitunter aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, wenn sie erfahren, was ihren Kindern – zumal den kleinen – in der Schule so alles an Sexualpädagogik präsentiert wird. Diplomatisch formuliert: Es komme „immer wieder zu nicht altersgemäßen Themen und Unterrichtsmethoden, die Kinder überfordern und verwirrt zurücklassen“, weiß Barbara Fruhwürth, die Vorsitzende des Katholischen Familienverbands der Erzdiözese Wien. Ihr Verband hat darum jetzt eine Checkliste für Eltern geschaffen, die ihre Mitbestimmungsrechte nutzen und die Aufklärung ihrer Kinder nicht alleine der Schule oder den Lehrern überlassen wollen.
Verantwortung übernehmen
Der Katholische Familienverband ermutigt damit die Eltern, wachsam zu sein und selbst Verantwortung zu übernehmen. „Eltern kennen ihre Kinder, ihren Entwicklungsstand und können Fragen am besten altersadäquat beantworten“, so Fruhwürth, die den Eltern rät, sich nicht verunsichern zu lassen. „Vertrauen Sie auf Ihr Wissen und das Wissen Ihrer Kinder. Gut aufgeklärte Kinder sind auch besser geschützte Kinder.“ Dass mit „gut aufgeklärt“ nicht einfach „früh“, sondern vor allem „richtig“ gemeint ist, zeigt die Checkliste, die für Elternabende oder Gespräche mit Lehrern gedacht ist.
Angesichts der in Österreich seit mehr als zwei Jahren währenden Debatte um schulexterne Anbieter von Sexualpädagogik und deren Zulassung durch das Bildungsministerium steht diese Frage auf der „Checkliste für Eltern“ ganz oben. Wenn externe Einrichtungen zur sexualpädagogischen Indoktrination in die Schulen geholt werden, stellen sich solche Fragen: „Sind die Eltern in diesen Auswahlprozess eingebunden? Wird sichergestellt, dass Eltern bereits vor dem Sexualkundeunterricht über die geplanten Inhalte und Methoden informiert werden?“
Natürlich darf auch die pädagogische Ausbildung der Vortragenden – ob überhaupt und auf welcher weltanschaulichen Grundlage diese erfolgte – kritisch hinterfragt werden. Eltern sollten zudem wissen, ob das Lehrpersonal der Schule beim Unterricht der externen Anbieter selbst anwesend sein wird.
Kritischer Blick
Schnuppert man ein wenig in die diesbezügliche Erfahrung von Eltern hinein, erweist es sich als überaus dringlich, die Inhalte der sexualpädagogischen Workshops detailliert und kritisch unter die Lupe zu nehmen. Dafür empfiehlt die Checkliste diese Grundfragen: „Werden Werte wie Liebe, Verantwortung, Beziehung, Vertrauen als wesentliche Parameter im Sexualkundeunterricht abgebildet?“ Hinterfragt werden soll auch, welche Materialien verwendet werden, ob Verhütungsmittel präsentiert und Bilder gezeigt werden. Tatsächlich werden immer wieder Fälle bekannt, in denen Kinder genötigt wurden, mit Kondomen zu hantieren, sexuelle Praktiken zu simulieren und überfordernde Bilder zu betrachten.
Weil Kinder Begriffe aufschnappen und verwenden, die sie nicht wirklich verstanden und reflektiert haben, lautet eine Frage der Checkliste: „Wird der Unterricht mit einem Brainstorming begonnen, um zu erkennen, was Kinder bereits wissen? Wie wird mit Fragen von Seiten der Schüler umgegangen, deren Inhalte beziehungsweise Antworten nicht altersgemäß sind?“ Kinder gleichen Alters weisen ja gerade in dieser Hinsicht nicht unbedingt den gleichen Entwicklungsstand auf. Was also, wenn eine Diskussion aus dem Ruder läuft oder die Fragen mancher Schüler ihre Klassenkameraden überfordern?
Methoden hinterfragen
Der Katholische Familienverband ermutigt die Eltern, von sich aus bei den Lehrern nachzufragen, sich Unterrichtsmaterialien zeigen und Methoden schildern zu lassen. Falls – wie in Österreich weithin üblich – externe Vereine in die Schulen geholt werden, sollen sich die Eltern über diese Anbieter und ihre Programme und Werte informieren. Noch wichtiger allerdings dürften diese Ratschläge sein: „Klären Sie Ihr Kind vorab auf, und legen Sie dabei den Fokus auf Inhalte des geplanten Unterrichts. Machen Sie Ihrem Kind Mut, sich zu äußern, wenn es zu viel ist beziehungsweise wenn es sich überfordert fühlt.“
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