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Wo lebte Jesus?

In den Evangelien hören wir, welche Wunder Jesus in seinem irdischen Leben verbrachte und was er zu seinen Jüngern sagte.
See Genezareth bei Tiberias
Foto: via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Der See Genezareth, hier ein Foto der Gegend bei Tiberias, war einer der Orte an denen sich Jesus oft aufhielt.

Das Leben zur Zeit Jesu: Teil 1

Weißt du, wo genau auf dieser Erde das alles passiert ist,
was wir über das Leben Jesu wissen?

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Lilly und Bob: Haaaallloooo Oooppaaaa!

Opa: Oh, heute begrüßt ihr mich sogar im Duett. Das ist aber schön. Hallo ihr beiden!

Bob: Lilly hat eine Frage an dich!

Opa: Die darf sie gerne stellen. Mal sehen, ob ich sie beantworten kann.

Lilly: Was ist der Unterschied zwischen einem Reisepass und einem Personalausweis? Eine Freundin von mir besitzt nämlich einen Kinderreisepass und wir haben keinen.

Opa: Soweit ich weiß, kann man innerhalb der EU, also der Europäischen Union, problemlos mit einem Personalausweis reisen. Plant man jedoch eine Reise in ein weiter entferntes Land, dann benötigt man einen Reisepass und bis zum zwölften Lebensjahr eben einen Kinderreisepass.

Lilly: Dann hätte ich gerne einen Kinderreisepass. Ich würde damit nach Israel reisen und mir anschauen, wo Jesus früher gelebt hat.

Wie war es zur Zeit Jesu? 

Opa: Das ist eine tolle Idee. Soll ich euch etwas über das Israel, wie es zur Zeit Jesu war, erzählen?

Lilly: Oh ja, bitte!

Opa: Das heutige Gebiet, auf dem sich Israel befindet, grenzt an Ägypten, Syrien, Jordanien und den Libanon. Dort leben momentan etwa 9 Millionen Menschen auf einer Fläche von ungefähr 22.000 km2. Das entspricht in etwa der Größe des deutschen Bundeslandes Hessen. Aber zur Zeit Jesu hieß das Land an der südöstlichen Mittelmeerküste Judäa und war Teil des Römischen Reiches, das von Spanien bis Persien und von England bis nach Ägypten reichte. Auch wenn jüdische Familien im ganzen Römischen Reich verstreut waren, lebten in Palästina die meisten Juden.

Lilly: Aber Judäa gibt es heute nicht mehr, oder? 

Opa: Nein, die Bezeichnung Judäa gibt es nicht mehr. Dort, wo zur Zeit Jesu die römische Provinz Judäa war, finden wir heute ungefähr das Staatsgebiet Israel, das 1948 gegründet wurde, sowie das Westjordanland, Ostjerusalem und den Gazastreifen. Die Bewohner dieser drei letzten Gebiete, ein arabisches Volk, das muslimisch geprägt ist, bezeichnet man heute als Palästinenser. Neben Judäa gab es auch noch die Gebiete Galiläa und Samaria, in denen Jesus unterwegs war. Ich zeige euch das am besten auf einer Karte. 

„Zur Zeit Jesu hieß das Land
an der südöstlichen Mittelmeerküste Palästina
und war Teil des Römischen Reiches.“

Bob: Voll cool wäre eine Schatzkarte!

Opa: Es ist leider nur eine Landkarte, aber sie beinhaltet viel Wissenswertes. Zählt das auch als Schatz?

Israel zur Zeit Jesu
Foto: Youcat Foundation | Findest du die verschiedenen Orte wieder, die im Text genannt werden?

Bob: Ein Eis am Ende der Geschichte würde auf jeden Fall als Schatz zählen.

Opa: Soso, na dann schauen wir später mal, ob ich noch ein Eis für euch beide habe. Aber zunächst einmal: Hier, im Norden lag Galiläa, im Süden das Bergland Judäa und dazwischen Samaria. Jesus hielt sich die meiste Zeit seines Lebens in Galiläa auf. Die Bewohner von Samaria waren zur Zeit Jesu von den Juden verachtet, denn sie glaubten neben dem Gott Israels gleichzeitig auch an verschiedene andere Götter.

Lilly: Aber Jesus redete trotzdem mit ihnen, zum Beispiel mit der Frau am Jakobsbrunnen!

Opa: Das stimmt, Jesus hat sich über viele jüdische Konventionen, also Regeln des sozialen Verhaltens, hinweggesetzt.

Bob: Wie heißt denn der Fluss hier?

Opa: Das ist der Jordan. Er war lebensnotwendig für die Wasserversorgung des Landes, das nur fruchtbar war, wenn es genügend bewässert wurde. In Palästina gab es nämlich zwei Jahreszeiten: Im Sommer war es sehr trocken bei etwa 40°C und im Winter nur etwas feuchter bei rund 15 °C. Der Jordan entspringt am Berg Hermon im Norden und fließt anschließend Richtung Süden durch den See Genezareth, dem einzigen Süßwassersee des Landes. Er bildet bis heute die Grenze zu den angrenzenden Nachbarländern. Anschließend mündet er südöstlich von der Stadt Jericho, eine der ältesten Städte der Welt, in das Tote Meer.

Ein totes Meer?

Bob: Warum ist das Meer denn tot?

Opa: Das Tote Meer ist genau genommen ein großer See, den man jedoch aufgrund seines hohen Salzgehaltes von über 30 Prozent als Meer bezeichnet. Weil der Salzgehalt so hoch ist – zum Vergleich: das Mittelmeer besteht nur aus 2 Prozent Salz – leben dort keine Fische oder andere Tiere. Allerdings ist es nicht ganz „tot“, es gibt einige wenige Mikroorganismen, wie zum Beispiel Pilze oder Bakterien, die dort überleben können.

Bob: Die könnte man dann unter einem Mikroskop anschauen!

Opa: Gute Idee. Das Tote Meer liegt zudem 420 Meter unter dem Meeresspiegel und ist somit der tiefste Punkt der Erde.

Lilly: Und als Schwimmer kann man dort nicht untergehen.

Info: Lust auf ein Spiel?

Hinter dem Link unten verbirgt sich ein Brettspiel,
das du ausdrucken und mit deinen Geschwistern und Freunden spielen kannst:

Spiel herunterladen

Bob: Dann braucht man keine Schwimmflügel mehr!

Opa: Die Badegäste tollen und plantschen dort allerdings nicht herum, denn man sollte das salzige Wasser, das zwar gut für die Haut ist, auf keinen Fall trinken und am besten nicht in die Augen bekommen.

Lilly: Hier ist Jerusalem, der Ort, wo Jesus gekreuzigt, begraben und auferstanden ist!

Opa: Damals wie heute ist Jerusalem eine sehr wichtige Stadt. Zur Zeit Jesu war es das politische und religiöse Zentrum der Juden, zu deren Glaubensgemeinschaft ja auch Jesus zählte. Zu den größten jüdischen Festen versammelten sich dort sehr große Pilgerströme. Auf dem Tempelberg in Jerusalem stand zudem bis 70 nach Christus das große Heiligtum der Juden.

Lilly: Und warum heute nicht mehr?

Nur die Klagemauer ist übrig geblieben

Opa: Der Tempel wurde im Zuge eines Volksaufstandes von den Römern zerstört. Ein kleiner Überrest – die sogenannte Klagemauer – ist jedoch bis heute erhalten geblieben. Viele Juden kommen an diesen Ort, um zu beten und manche schreiben ihre Gebete auf Zettel und stecken diese in die Ritzen der Steine. An dem ursprünglichen Platz des jüdischen Tempels steht heute eine große Moschee, der Felsendom der Muslime.

Bob: Und was ist das hier für ein Ort?

Opa: Das ist das Fischerdorf Kafarnaum. Als Jesus 30 Jahre alt war, ging er dorthin, um von dort zu wirken. Er vollbrachte viele Wunder. Kafarnaum war auch die Heimatstadt von Simon Petrus, einem der ersten Jünger Jesu. Und ein bisschen weiter im Landesinneren befindet sich die Stadt Nazareth. Dort verbrachte Jesus seine Kindheit und Jugend.

Lilly: In Nazareth verkündete der Engel Gabriel Maria, dass sie die Mutter Jesu werden sollte!

Opa: Richtig, und dieses Ereignis wurde schon 700 Jahre früher vom Propheten Jesaja vorhergesagt. Unfassbar, oder?

Bob: Und warum wurde Jesus in Bethlehem geboren und nicht in Nazareth?

„Weiter im Landesinneren
befindet sich die Stadt Nazareth.
Dort verbrachte Jesus seine Kindheit
und Jugend.“

 

Opa: Als Jesus geboren wurde, herrschte in Rom Kaiser Augustus, der an alle Bewohner des Reiches den Befehl gab, sich in Steuerlisten eintragen zu lassen. Deshalb mussten die Eltern Jesu von Nazareth hinauf nach Bethlehem ziehen und das, obwohl Maria kurz vor der Geburt stand. Aber Jesus lebte zwischenzeitlich auch noch in Ägypten. Denn in Palästina herrschte zur damaligen Zeit König Herodes der Große, ein grausamer Herrscher. Er fürchtete um seine Macht, als er von der Geburt des langersehnten jüdischen Messias in Bethlehem erfahren hatte und gab sogleich den Befehl, alle männlichen Kinder bis zu zwei Jahren in dieser Umgebung töten zu lassen.

Bob: So ein schrecklicher König!

Opa: Maria und Josef flohen deshalb mit Jesus rasch nach Ägypten und konnten erst nach dem Tod des machtbesessenen Königs, wohl vier Jahre später, in ihre Heimat Nazareth zurückkehren.

Bob: Das waren aber viele Informationen. Bekommen wir jetzt bitte ein Eis?

Opa: Das ist eine gute Idee, lasst uns Eis holen gehen und vom nächsten Urlaub – egal ob innerhalb oder außerhalb der EU, ob mit oder ohne Kinderreisepass, träumen.


Claudia Weiß
Foto: Privat | Claudia Weiß arbeitet für die YOUCAT Foundation (www.youcat.org) und ist Lehrerin an einer Förderberufsschule.

 

Info: Katechetische Überlegung Für Eltern:

Das Christentum nimmt eine solche Sonderstellung unter allen jemals bekannten Religionen ein, dass manche sagen: „Es ist gar keine Religion!“ Religionen greifen nach oben, wollen etwas von der Ewigkeit erhaschen. Offenbarungen funktionieren andersrum. Wir werden von oben her überrascht.

Nun behauptet das Christentum von sich nicht nur, dass es eine „Offenbarung“ sei (also, dass der ewige, unsichtbare, unfassbare Gott ein wenig den Schleier von sich gelüftet hat); nein, es behauptet zusätzlich, dass Gott Mensch geworden ist – und zwar so speziell, dass man die Jahreszahl seiner Geburt berechnen, und den Ort seiner Menschwerdung mit dem Finger auf der Landkarte zeigen kann.

Nicht historisch?

Noch vor 100 Jahren meinten viele Forscher, die biblischen Berichte seien historisch wertlos. Das glaubt heute kein seriöser Wissenschaftler mehr. Die Biblische Archäologie fördert immer neue Hinweise zutage, wie geographisch real die 33 Jahre Jesu waren, wodurch die Welt auf den Kopf gestellt wurde. Gottes Offenbarung ist eine reale Geschichte unter Menschen und mit Menschen. Und deshalb ist das Heilige Land wirklich ein Schauder erregendes, heiliges Land.

Du pilgerst dort hin und denkst dir: Auf diesem Weg muss Jesus gegangen sein. Auf diese Steine könnte sein Blut getropft haben. Als aus dem Katakomben-Christentum der ersten Jahrhunderte eine Staatsreligion wurde, pilgerte Kaiserinmutter Helena, eine glühende Christin, noch im Alter von über 70 Jahren nach Palästina, um genau diese Erfahrung der sprechenden Steine zu machen.

Bernhard Meuser

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