„Es war einmal ein mächtiger König, dessen Reich sehr groß und dessen Schätze unermesslich waren. Eines Tages sandte er seine Boten aus mit dem Auftrag, den ärmsten und elendsten Untertanen seines Reiches aufzuspüren und in sein Schloss zu geleiten. Schließlich brachte man einen jungen Mann zu ihm, der in einem jämmerlichen Zustand war, sehr dünn und mit übelriechenden Wunden behaftet. Er trug ein schmutziges, zerrissenes Gewand und seine langen Haare waren verfilzt. Der Mann fragte sich, was der König mit ihm elenden Lumpen wohl vorhabe und wartete ängstlich auf dessen Befehle. Zunächst ließ dieser ihm ein warmes Bad richten. Ein neues, kostbares Gewand ward bereitgelegt, ebenso heilende Medizin für seine Wunden und ein stärkendes Mahl.
So wurde er endlich zum König gerufen. Er warf sich vor ihm nieder, doch der König ging auf ihn zu, richtete ihn auf und sagte: „Von nun an sollst du mein Sohn sein. Neben meinem eigenen Sohn sollst du Miterbe meines Reiches sein.“ Und er ließ den armen Mann als seinen eigenen Sohn in das königliche Stammbuch eintragen. Zu allem Überfluss überreichte er dem jungen Mann noch drei funkelnde Edelsteine, einen Diamanten, einen Smaragd und einen Rubin.“
Was denkst Du über so einen König? – Wahrscheinlich sagst Du: „Das gibt es nicht wirklich! Das macht doch keiner! Das ist zu schön, um wahr zu sein!“ Doch jetzt kommt die Überraschung: Die Geschichte von diesem großzügigen König ist kein Märchen!
Gott ist der König
Der reiche König ist nämlich der allmächtige Gott! – Und der arme elende Untertan ist… ? Kein anderer als der Mensch, Du und ich! Da gibt es viel Vergleichbares: Gott hat einen Sohn, Jesus. Er ist von Natur aus Gottes Sohn und Erbe seines Reiches. (Wenn Du nicht weißt, was ein Erbe ist, dann frag deine Eltern.) Zusätzlich nimmt er noch weitere Kinder an, adoptiert sie, nämlich uns Menschen. Ist man Kind Gottes von Geburt an? Eine nicht ganz leichte Frage… In einem allgemeinen Sinn ja, denn als Schöpfer ist Gott der Vater aller Menschen. Aber in diesem besonderen Sinn, nämlich dass wir wirklich als angenommene Kinder und Miterben seines Reiches gelten, sind wir es nicht. Wodurch werden wir es? Richtig, durch die heilige Taufe. In der Geschichte wird sie symbolisiert durch das warme Bad. Auch bei der Taufe spielt Wasser eine wichtige Rolle. Wie bei allen Sakramenten gibt es auch bei der Taufe ein äußeres Zeichen – hier das Wasser –, welches für die Gnade steht, die Gott uns durch das Sakrament schenkt.
Vier Dinge, die Gott uns in der Taufe schenkt
Anhand der Geschichte vom großherzigen König und vier konkreten Gegenständen aus der Geschichte (Lies noch einmal nach!) können wir uns gut die Gnadenwirkungen der Hl. Taufe merken, die für uns Christen ganz wesentlich sind:
1. Das Familienstammbuch: Du wirst Kind Gottes. Die ins Familienstammbuch aufgenommenen Kinder sind erbberechtigt. Du wirst also Miterbe des Gottesreiches, Miterbe des Himmels. Dort wirst Du einst als Königskind ewig leben! Ist das nicht großartig?
2. Das kostbare Gewand: Du bekommst das Kleid der „heiligmachenden Gnade“. Wie der Name sagt, macht uns diese besondere Gnade heilig. Dabei ist es nicht nur wie ein äußerliches Überstreifen eines Gewandes; die heiligmachende Gnade hat eine verwandelnde Kraft und macht Deine Seele schön, bekleidet sie herrlich. Durch sie wirst Du ganz tief mit Gott verbunden, so innig, dass Du sagen kannst: Ich habe göttliches Leben in mir!
3. Die Medizin: Gott reinigt und heilt dich. Er wäscht die Erbsünde weg und befreit Dich von den hässlichen Wunden der persönlichen Sünden und Sündenstrafen. (Erbsünde – was war das nochmal? Denk an die Katechese über das verlorene Paradies vom 28. April!)
4. Die 3 Edelsteine: Dir werden die 3 göttlichen Tugenden ins Herz gelegt – Glaube (Diamant), Hoffnung (Smaragd) und Liebe (Rubin). Göttlich werden diese Tugenden (gute Fähigkeiten) genannt, weil wir sie nur in der göttlichen Gnade üben können. Der Glaube schenkt Dir ein besonderes Licht, damit Du glauben kannst, was Gott uns geoffenbart hat, die Hoffnung lässt Dich fest darauf vertrauen, dass das auch in Erfüllung geht, was Er versprochen hat, und die Liebe hilft Dir, Gott über alles zu lieben.
Das alles wird uns geschenkt durch die Taufe! Was da geschieht, ist etwas Heiliges und für Dein ganzes Leben sehr Bedeutsames. Und nun denk nochmal an den König aus der Geschichte: Der arme Mann bekommt die Geschenke ganz ohne eigenes Verdienst, ohne Gegenleistung, gratis eben (Das Wort stammt von „gratia“ = Gnade)! So unbegreiflich groß ist die Güte unseres Gottes. Danken wir Ihm für so viel Liebe!
Wieviel weißt du über deine eigene Taufe?
Du kennst natürlich das Datum deines Geburtstags. Kennst du denn auch das Datum deines „himmlischen Geburtstags“, nämlich deines Tauftags?
Bitte deine Eltern, dir von deinem Tauftag zu erzählen. In welcher Kirche wurdest du getauft?
Von welchem Priester oder Diakon wurdest du getauft? Wer war dabei?
Frag auch mal deine Taufpaten, was genau ihre Rolle bei deiner Taufe war. Sie haben nämlich dem Priester an deiner Stelle ein paar Antworten gegeben!
Hast du noch deine Taufkerze? Frag mal deine Eltern! Vielleicht könnt ihr sie in Zukunft an deinem Geburtstag, Namenstag und Tauftag aufstellen, entzünden und ein kleines Gebet sprechen.
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