Es gibt Menschen, die bei Musik oder beim Gedanken an bestimmte Wochentage Farben sehen oder etwas schmecken. Das nennt man Synästhesie. In Deutschland kennen über 3 Millionen Menschen dieses Phänomen. Vielleicht gehörst du dazu? Probieren wir es aus: Welche Farbe, welchen Geschmack hat der November für dich? — Grau, neblig, düster mit bitterem Geschmack? Oder weiß, strahlend und süßlich? Oder denkst du schon mit Vorfreude an den Advent?
Das neue Jerusalem
Die meisten werden im November eher an Verstorbene denken. Sie beten für sie, stellen frische Blumen ans Grab oder hübschen es wieder auf. Der Gedanke daran, dass jemand nicht mehr bei uns ist, kann traurig machen. Wenn es auch dir so geht, dann kommt hier wunderbare Botschaft: Das Leben endet mit dem Tod nicht, sondern fängt erst richtig an! Das ist der eigentliche Sinn unseres Lebens. Als Christen wissen wir, dass das Ziel unseres Lebens ist, geliebt zu werden, selbst zu lieben und am Ende in den Himmel zu kommen. Das Sterben ist nur eine Tür ins Paradies, in die Wunderwelt Gottes, in der es weder Streit noch Krankheit, noch Tränen oder Hausaufgaben gibt — da ist alles unglaublich schön und entspannt!
Im Buch Jesaja und in der Offenbarung lesen wir, dass der Himmel auch das „neue Jerusalem“ genannt wird. Es ist eine Stadt voller glitzernder, kostbarer Edelsteine, Kristalle und Gold, „erfüllt von der Herrlichkeit Gottes“. Es gibt eine hohe Mauer „mit zwölf Toren und zwölf Engeln darauf“. Auch die zwölf Grundsteine, auf denen die Stadt steht, sind aus kostbaren Edelsteinen. Darauf stehen die zwölf Namen der zwölf Apostel. Die Apostel sind natürlich auch leibhaftig dort, genauso wie Heilige, Engel und Menschen, die uns vorausgegangen sind. Und, was denkst du, tun sie dort? Sie feiern!
Dort findet das ewige Hochzeitsmahl bei Gott statt, beim himmlischen König und seinem Sohn Jesus, — eine Hochzeit mit erlesenen Speisen und Getränken, zu der alle eingeladen sind. Stellt euch vor, ihr feiert einen richtig tollen Geburtstag, nur ist es dort noch viel, viel schöner und größer. Der Garten der Schöpfungsgeschichte ist in der Offenbarung die große, blühende, prächtige, wunderschöne Stadt Jerusalem — voll von Liebe, Licht, Freude und Frieden.
Ziemlich großartig
Wir können es uns nicht vorstellen. Aber wenn schon diese Welt so großartig ist, wie herrlich muss es dann im Paradies sein! Unsere Lieben, die ihren Weg mit Gott gegangen und gestorben sind, sind also gar nicht so richtig fort. Sie sind nur schon dort —oder zumindest auf dem Weg dorthin —, wo es ganz besonders schön ist: bei Gott! Und sie leben, weil Gott ein Gott der Lebenden ist. Das ist ein bisschen so, wie wenn Du mit Gott sprichst; dann bist du auch bei Ihm, aber doch nicht ganz im Himmel.
Aber Du begegnest ihm und bringst dann ein Stück Himmel auf die Erde. Gott, unser Vater im Himmel, kann jede Dunkelheit durchbrechen. „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“, lesen wir bei Jesaja, Kapitel 9. Wenn Du magst, kannst du dir beim Beten vorstellen, dass du bei Gott Vater im himmlischen Jerusalem sitzt. Hör gern auch hin, was er Dir sagen möchte. Vielleicht siehst Du, wie Jesus grad gekleidet ist, oder was er macht? Vielleicht hockt er sich ganz nah zu dir hin!
Ihn leibhaftig sehen werden wir erst, wenn wir selbst ins Königreich Gottes eingezogen sind. Apropos: Wie stellst du dir einen König vor? — Reich, umgeben von Untertanen, denen er Befehle erteilt? Unser König Jesus Christus war nicht so. (Wir feiern im November übrigens das Fest Christus König.) Er kam aus dem Paradies auf die Erde, lebte in Armut, um uns mit Liebe zu beschenken, mit seinem barmherzigen Vater bekannt zu machen und zu dienen. Vielleicht erinnerst Du dich, dass er seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. Das ist ein bisschen so als würde der Bundespräsident zu euch nach Haus kommen und erstmal alle Toiletten putzen — bevor er euch dann etwas Leckeres auftischt und bedient.
Ein bisschen mehr Paradies
Jesus hat gedient und sich verschenkt, weil er so das Reich Gottes auf Erden aufbauen und uns zeigen wollte, was wir tun müssen, wenn diese Welt ein bisschen nach Paradies aussehen soll. Heilige haben es ihm nachgemacht; die heilige Cäcilia zum Beispiel, deren Gedenktag wir am 22. November feiern. Sie lebte im 3. Jahrhundert, einer Zeit, in der es gefährlich war, Christ zu sein. Als sie den Heiden Valerianus geheiratet hatte, offenbarte sie ihrem frisch Vermählten noch in der Hochzeitsnacht: „Du, ich will eigentlich nur für Jesus leben. Ein Engel passt auf mich auf.“
Stellt euch vor: Valerianus respektierte das.
Er wollte nur auch einen Engel sehen. Das fand Cäcilia prima, erklärte aber, er müsse dafür erst Christ werden. Er war einverstanden und sah nach seiner Taufe tatsächlich einen Engel. Der überreichte Cäcilia Rosen. Valerianus muss so was gedacht haben wie „Ooooookay, Engel und so gibt? ja echt...“, denn er krempelte sein Leben völlig um. Mit Cäcilia und seinem Bruder, der ebenfalls ein Freund Jesu wurde, kümmerte er sich ab sofort um Arme, Kranke und Christen im Gefängnis. Die drei bestatteten sogar heimlich die Christen, die für ihren Glauben gestorben waren. Das war gefährlich. Wer ertappt wurde, musste mit der Todesstrafe rechnen.
Gott braucht unseren Mut
Diese etwas verrückte Geschichte zeigt uns, dass Gott unsern Mut und unsere Bereitschaft braucht, damit er durch uns ein Stück Himmel auf die Erde bringen kann. Möchtest du auch dabei mithelfen? Wie wäre es, wenn du jemanden verteidigst, der immer gemobbt wird? Oder wenn du öfter der Mama hilfst, oder auf ein Schimpfwort verzichtest? Heilige lehren uns, dass es auch wichtig ist, immer wieder Zeit mit Jesus zu verbringen und sich mit seiner Liebe volltanken zu lassen. Seine Liebe ist das Benzin für das Gute-tun. Das zeigen alle Heiligen, wie auch die heilige Elisabeth und der heilige Martin, die wir ebenfalls im November feiern. Heilige haben immer aus dem Wissen heraus gelebt, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist, sondern unsere wahre Heimat im Himmel ist — ein faszinierendes, funkelndes, wunderschönes Paradies der Liebe!

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