Eine Nacht im Kanalrohr oder ein Bett im Hamsterkäfig? Süße Träume im Kekszimmer oder im Hobbit-Haus? Ja, das ist möglich. Denn: In Europa wimmelt es nur so vor außergewöhnlichen Übernachtungsstätten. Wer sich wirklich mal wie die kleine Fantasy-Figur des katholischen Schriftstellers J.R.R. Tolkien fühlen will, muss auf den Camping-Platz Geversduin in den Niederlanden (www.campinggeversduin.de). Dort steht ein entsprechendes Hobbit-Haus, das halb in einen Hügel gebaut wurde, runde Türen und Fenster hat und letztlich doch mehr Komfort bietet als ein Erdloch. Schließlich verfügt es über Badezimmer, Küche und Doppelbett. Der Ofen wird von den Gästen selbst beheizt, die Isolierung besteht aus Naturmaterialien, wie Sand, Erde und Pflanzen, die auf dem Dach und an den Außenwänden wuchern.
Wer nicht so gerne auf dem Boden der Tatsachen bleibt, sondern lieber in die Höhe strebt, dem sei der ehemalige Hafenkran im niederländischen Harlingen (www.vuurtoren-harlingen.nl) ans Herz gelegt. 40 Jahre diente er zum Entladen von Holzfrachtern aus Russland und Skandinavien. Als das Geschäft nichts mehr einbrachte, richteten kreative Köpfe in seinem Innern ein komfortables Appartement in 17 Metern Höhe ein, das nur durch einen futuristischen Spezialaufzug zu erreichen ist. Der Clou bei der Sache: Übernachtungsgäste können den Steuerknüppel bedienen und nach Lust und Laune das Panorama ändern. Von dort hat man eine tolle Aussicht, wenngleich sie sicher nicht bis zum Food-Hotel in Neuwied (www.food-hotel.de) reicht, dem man ein Keks-Zimmer spendiert hat. Eine Keksrolle liegt als Nackenstütze auf dem Bett, ein schwerer Holztisch symbolisiert das runde Gebäck – Schokoschicht inklusive. Das Hotel widmet 46 seiner Räume jeweils einer berühmten Marke. Ein bekannter Bierbrauer hat sein Zimmer eher kühl gestaltet, damit das frisch Gezapfte doppelt gut schmeckt. Im Angebot ist auch das Pizza-Zimmer von Dr. Oetker oder das Party-Zimmer von Chio-Chips mit Discokugel überm Bett. Die Idee stammt von einer Lebensmittel-Fachschule, die Seminar-Gästen und Touristen eine besondere Atmosphäre bieten will.
Und wenn man schon bei Lebensmitteln ist, muss man natürlich auf das Kartoffel-Hotel (www.kartoffel-hotel.de) in der Lüneburger Heide zu sprechen kommen. Kartoffelsorten sind Namensgeber für die Zimmer, besonders beliebt ist „Linda“ – die berühmteste unter den Knollen. Wie wär's gleich noch mit einem Kartoffelbad mit Heidekraut und lauwarmen Pellkartoffeln auf dem Rücken statt Hot-Stone-Massage? Übrigens: Die Gäste dürfen auch mit aufs Feld. Man liefert die Ernte dann beim Koch ab und der macht Reibekuchen, Gnocchi oder Kartoffelbratwurst daraus. Ganz anderes Flair verspricht das Parkhotel (www.dasparkhotel.net) in Ottensheim bei Linz. Beim Versprechen bleibt es dann aber auch. Denn: Der Übernachtungsgast landet in einem Kanalrohr, das nicht viel mehr bietet als ein Bett und eine Leselampe. Wer Sanitäreinrichtungen sucht, muss bei der Grillbude nebenan duschen oder „auf in der unmittelbaren Umgebung vorhandene öffentliche Ressourcen zurückzugreifen“. Dafür muss der Gast auch nur so viel bezahlen, wie ihm die Übernachtung wert war. Das Konzept scheint zu funktionieren, mittlerweile gibt es nämlich ein zweites Parkhotel in Bottrop.
Pfiffige Häuser nutzen auch mal ein Jubiläum, um mit einem besonderen Konzept oder einer außergewöhnlichen Idee auf sich aufmerksam zu machen: So etwa das Johanniter-Hotel im hessischen Butzbach. Es ist Mitglied im Verband Christlicher Hoteliers und bietet das Package „Auf den Spuren von Martin Luther“. Die Gäste machen sich auf zu einer zehn Kilometer langen Pilgertour mit anschließender Andacht in der Komturkirche. Zudem gibt es einen Vortrag über das Leben und Wirken des Reformators und ein Orgelkonzert. Das Angebot ist inklusive Übernachtung und Halbpension für Gruppen buchbar (auf Anfrage). www.vch.de/hotel-info/johanniterhotel.html