Bei einbrechender Dunkelheit mischen sich im marokkanischen Midelt die Rufe des Muezzins mit der Glocke des kleinen Trappistenklosters oben am Stadtrand. In der Moschee beginnt das Nachtgebet, in der Kapelle der Mönche die Komplet. Dieser Gleichklang hat etwas Zeichenhaftes. Für Br. Jean-Pierre Schumacher, der am 15. Februar seinen 95. Geburtstag feiert, ist das eine heilige Stunde. Seine Haltung im Chor ist unverkennbar, er kniet auf dem Steinboden, die Hände gefaltet, glühende Augen in seinem von zahlreichen feinen Falten geprägten Gesicht. Länger als die vier anderen Brüder bleibt er nach dem Salve Regina vor den erloschenen Kerzen stehen.
Der letzte Überlebende
Die Trappisten von Tibhirine: Bruder Jean-Pierre Schumacher feiert seinen 95. Geburtstag. Von Freddy Derwahl