Streaming Apple

Apple will am Wachstumsmarkt Streamingdienst teilnehmen. Noch sind jedoch einige Fragen offen. Von José García
Apple Introduces iPhone 5
Foto: IN | Apple-CEO Tim Cook bei der Vorstellung des neuen Apple-Streamingdienstes „Apple TV+“ am 25. März.

Die sich seit einigen Jahren verbreitende Begeisterung für Fernsehserien hat dem sogenannten Streaming-Markt die größten Wachstumszahlen im Medienbereich beschert. Verzeichneten die deutschen Kinos 2018 einen Rückgang – sowohl in den Besucherzahlen als auch in den Umsätzen – von etwa 15 Prozent, so steigerte Netflix im dritten Quartal 2018 seine Abonnentenbasis um 46 Prozent gegenüber dem dritten Quartal des Vorjahres: Hatte Netflix 2017 in Deutschland 3,5 Millionen Abonnenten, so sind es 2018 rund 5,1 Millionen. In demselben Zeitraum verbuchte Amazon Prime Video ein Plus von 24 Prozent auf 9,9 Millionen Abonnenten. Weltweit verfügte Netflix Ende des dritten Quartals 2018 über 137 Millionen Abonnenten. In dem Zeitraum kletterte der Nettogewinn auf 402,8 Millionen Dollar (347 Millionen Euro) nach 129,6 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Kein Wunder, dass sich die weltweiten Medienkonzerne an diesem riesigen Markt beteiligen wollen. Hat Disney für Ende des Jahres einen eigenen Streamingdienst namens Disney+ angekündigt, so sorgte Apple für Aufsehen, als am 25. März Apple-Chef Tim Cook verkündete, was in der Branche schon lange gemutmaßt wurde: Im Herbst soll Apple TV+ in mehr als 100 Ländern an den Start gehen. Apple wurde zwar durch das iPhone zum wertvollsten Konzern der Welt, aber die Zeiten des großen Wachstums im Smartphone-Markt sind vorbei. Deshalb sucht Apple nach neuen Erlösquellen, und da bietet sich ein Abodienst an, in dem Apple eigene Serien und Filme bündeln kann.

Laut Apple befinden sich bereits mehrere Serien in Arbeit. Die „New York Times“ spricht in dem Zusammenhang von derzeit zwei Dutzend Eigenproduktionen. Dabei arbeite Apple eng mit vielen Stars aus Hollywood zusammen, wie etwa Steven Spielberg, J. J. Abrams, Reese Witherspoon, Jennifer Aniston oder M. Night Shyamalan. Apple verspreche sich davon besonders hochwertige Inhalte, um eine Art Konkurrenz zu den Inhalten anbieten zu können, die Amazon oder Netflix im Sortiment haben. Spekuliert wird zurzeit noch darüber, ob Apple zusätzlich zu den eigenen Produktionen auch Zugang zu bestimmten Sendern gegen einen monatlichen Aufpreis anbieten wird, um so die TV-App zu einer zentralen Anlaufstelle für TV- und Film-Inhalte zu machen. Laut einem Bericht des „Spiegels“ wird Apple TV+ sein Konzept ähnlich wie Amazon Prime Video aufziehen: Amazon produziert eigene Serien und kauft zusätzliche Streaming-Kanäle („Channels“) an, die Amazon Prime-Kunden dazubuchen können. Apple plant Ähnliches mit sogenannten „Apple TV Channels“.

Ab wann Apple TV+ in Deutschland verfügbar sein wird, ist noch unklar. Darüber hinaus wird es sich erst zeigen, ob die Inhalte des Apple-Streamingdienstes attraktiv genug sein werden, um Kunden von Netflix oder Prime Video abzuwerben, beziehungsweise damit deren Kunden die Apple TV+-Inhalte zusätzlich buchen – zumal Disney zum Jahresende ebenfalls einen ähnlichen Dienst anbieten wird. Einen Vorteil gegenüber Netflix und Amazon hat Apple jedenfalls: Sind die meisten Videodienste monatlich kündbar, so kann Apple seinen Streamingdienst ganz einfach auf vielen Millionen Geräten verankern.

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