Über Wikileaks wird in diesen Tagen viel geschrieben, viel zu viel. Und das hat eine innere Logik, denn Wikileaks ist gar nicht Journalismus, sondern Politik. Eine eigenwillige, skurrile, neue Form von Politik, aber eben doch moderne Politik. Gegen diese These könnte man einwenden, das Internet sei doch ein Medium und Wikileaks habe etwas veröffentlicht. Das ist richtig, aber nicht ausreichend, um Julian Assange für einen Journalisten zu halten, denn sonst wäre auch das Staatsfernsehen Kubas oder Nord-Koreas Journalismus. Und das wird ja nun wirklich niemand behaupten. Nein, was Fidel Castro, Kim Jong-Il und Julian Assange betreiben, ist Politik, nicht Journalismus. Dass sie sich dabei der Medien bedienen, steht auf einem anderen Blatt.
Sperrstunde im globalen Dorfwirtshaus
Die Medien seien die vierte Macht im Staate, heißt es. Wikileaks zeigt: Das Internet hat diese Macht jetzt globalisiert. Information und Desinformation agieren global, wie die Finanzmärkte und das organisierte Verbrechen. Recht und Politik bleiben dagegen an Schlagbäumen stehen und beäugen staunend das weltweite Treiben. Von Stephan Baier