Im Rahmen der Wiener Poetikdozentur hat der Schriftsteller Martin Mosebach die Frage erörtert, was ein katholischer Roman sei. Er sagte während seiner Rede, dass Leser seine Bücher häufig nicht für katholisch hielten und er doch einen katholischen Roman schreiben sollte.
Der Roman lässt sich nicht in die Pflicht nehmen
Ist es so, wie Rahner einst meinte, dass alle großen Romane katholisch seien mit ihren gebrochenen Figuren, selbst wenn die Autoren nicht gläubig sind? Für Mosebach sind aber auch viele große Romane fragwürdig, weil sie teils ihre eigenen Theorien durchkreuzen und weil das, was mit ihren Figuren geschehe, dem Romanschriftsteller oft gleichgültig ist.
Dem hielt der Schriftsteller aber entgegen: Der Roman „lässt sich nicht in die Pflicht nehmen, von niemandem und von nichts.“ Auf Belehrung durch den Roman komme es nicht an, weswegen Romane bei „katholischen und protestantischen Seelenführern“ schon im 18. Jahrhundert Misstrauen erregt hätten. „Es war schon das freie Schweifen der Fantasie, die moralische Unbestimmtheit, die der ganzen Gattung eigen war und ist, das als gefährlich für das Seelenleben der Schäfchen angesehen wurde.“ Aber alle literarischen Mittel, einen Stoff zu bewältigen, rechneten letztlich mit einer Ordnung hinter dem Chaos. DT/ari
Lesen Sie den ausführlichen Beitrag über Martin Mosebachs Rede bei der Wiener Poetikdozentur in der kommenden Ausgsabe der "Tagespost".