Medienmenschen: Kirchliche Medienarbeit professionalisieren

Über die Herausforderung für den Journalismus. Von Josef Bordat
Sebastian Walter
Foto: Erzbistum München-Freising | Sebastian Walter, Fachreferent für Öffentlichkeitsarbeit und Interne Kommunikation im Erzbistum München und Freising und Pressesprecher des Neokatechumenalen Weges (Deutschland).

Herr Walter, worin besteht heute die größte Herausforderung für den Journalismus?

In einer Zeit, in der unsere Gesellschaft quer durch die Milieus und Themen von einem Grundgefühl der Bedrohtheit geprägt ist, sind Besonnenheit, Umsicht, Redlichkeit und Vorurteilsfreiheit für den Journalismus wichtiger denn je.

Sehen Sie die Pressefreiheit bedroht? Wenn ja, durch wen?

In Deutschland sehe ich die Pressefreiheit an sich nicht bedroht. Problematisch finde ich vielmehr, dass sich manche Menschen in der Berichterstattung nicht mehr wiederfinden und damit ausgeschlossen fühlen. Wir haben keine gemeinsame Idee mehr von der Welt.

Worüber berichten die Medien zu wenig?

Die Frage zahlt auf das genannte Gefühl mancher ein, medial nicht mehr vorzukommen. Ich glaube, die Medien berichten vor allem zu viel und zu schnell. Das geht auf Kosten von Gründlichkeit, Sachlichkeit, Reflexion und letztlich Pluralität.

Wie lässt sich das Verhältnis zwischen Kirche und Medien verbessern?

Durch Professionalisierung der kirchlichen Medienarbeit. Das bedeutet in erster Linie crossmediales Denken und neue glaubwürdige Formate. Die ersten Schritte werden hier sowohl weltkirchlich als auch in vielen Bistümern und kirchlichen Gemeinschaften bereits erfolgreich unternommen.

Welche Rolle spielt der weltanschauliche Hintergrund für die journalistische Arbeit?

Einen entscheidenden. Selbst Journalisten, die Sachlichkeit und Objektivität betonen, haben ihre metaphysischen Grundlagen und Mindsets. Ein fruchtbarer gesellschaftlicher (aber auch kirchlicher) Dialog setzt die Reflexion über diese mentalen Konzepte voraus. Es ist ein philosophischer Dialog.

Sind sie selbst ein gläubiger Mensch?

Der Glaube spielt in meinem Leben eine große Rolle. Ich bin mir aber sicher, dass das bei jedem Menschen so ist. Menschsein hat ja viel mit Vertrauen und Anvertrauen zu tun. Glaube ist nicht mehr als das.

Der Papst richtet jedes Jahr zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel eine Botschaft an die Welt. Wenn Sie Papst wären, womit würden Sie sich in dieser Botschaft befassen?

Ich würde sagen: Keine Berührungsängste mit der digitalen Welt! Nutzt die Medien, zeigt Euch als Christinnen und Christen. Vergesst aber nicht, dass die Verkündigung des Evangeliums ein Ereignis der personalen Hingabe (Liebe) ist – und die lässt sich medial bestenfalls anbahnen.

 
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