Ich hab‘ überhaupt keine Ahnung von Medien.“ Pater Paulus-Maria lacht, fast ein wenig schüchtern und erstaunt. Als habe man den Falschen gefragt. Der zurückhaltend-sympathische Mönch in der grauen Kutte der Franziskaner der Erneuerung bezeichnet sich selbst als „lowtech“, redet eigentlich gar nicht so gerne und wenn er müde oder nervös ist, bricht auch manchmal das Stottern aus der Kindheit wieder durch, erzählt er. „Aber mich haben so viele Leute gebeten, dass ich etwas machen soll. Und da habe ich angefangen.“
Seit Beginn des neuen Kirchenjahres gibt Pater Paulus-Maria Tautz CFR im sogenannten „gig-Sonntags Kick“ einen kurzen katechetischen Videoimpuls zum kommenden Sonntag. Ein junger Mitarbeiter von Radio Horeb kam beim letzten gig-Festival („god is good“) auf die Idee und kümmert sich um die technische Umsetzung. Dass er eigentlich „gar nicht so ein Medienmensch“ ist, merkt man Pater Paulus-Maria in seinen Videos nicht an. Dort erklärt er zum Beispiel, was das Christentum zu einer so realistischen Religion macht, warum Weihnachtsgeschenke mehr sind als Konsumismus und dass der Glaube immer radikale Veränderungen bringen muss: „von gut zu besser, von besser zu heilig“.
Den Glauben verkünden: Missionar in Deutschland
Pater Paulus-Maria wurde 1968 im ostdeutschen Pirna geboren. Auch seine eigene Geschichte ist entscheidend durch einen Film beeinflusst worden. Nach einer Ausbildung zum Porzellangestalter war er als junger Mann bei den Franziskanern in Halberstadt eingetreten. Einige Ortswechsel führten ihn bis nach Freiburg, wo er Kunst studierte. Das wohlbehütete Leben der deutschen Franziskaner war ihm jedoch zunehmend zu angepasst, er vermisste die radikale Armut und die Evangelisierungsarbeit. Durch die Dokumentation „Barfuß in der Bronx“ fand er zu den Franziskanern der Erneuerung, die ihren Hauptsitz in New York haben. Der Ordenswechsel war „sehr riskant“, meint Pater Paulus-Maria. Aber richtig, weiß er im Rückblick. In den USA wurde er 2007 zum Priester geweiht. Nach Stationen in Irland und England lebt er jetzt als Missionar in Deutschland.
„Ich hab‘ überhaupt keine Ahnung von Medien.
Aber mich haben so viele Leute gebeten, dass ich etwas
machen soll. Und da habe ich angefangen“
Pater Paulus-Maria Tautz CFR
Pater Paulus-Maria ist kein religiöser Entertainer. Das möchte er auch nicht, ihm geht es in seiner Medienarbeit um echte Neuevangelisierung, um eine Vertiefung des Glaubens. „Mir ist es ein großes Anliegen, dass das allgemeine Wissen besser wird.“ Den Religionsunterricht könne man ja, so Pater Paulus-Maria in seiner direkten Art, „in den Ofen stecken“. Er hat den Eindruck, „dass in Deutschland die Gläubigen absichtlich verdummt worden sind“ und die Kirche religiöse Bildung, etwa durch die Übersetzung guter Filme, nicht wirklich fördere. Es seien eher private Initiativen, die sich in diesem Bereich engagieren.
Den Reichtum des katholischen Glaubens wiederentdecken
Dabei habe die Katholische Kirche einen solchen Reichtum anzubieten, „ein über 2000 Jahre ausgearbeitetes System“, man denke etwa an die Kirchenväter oder die Philosophie. Das alles müsse man wiederentdecken – und weitergeben. „Viel Arbeit, viel Hausaufgaben“, meint Pater Paulus-Maria schmunzelnd. In Zukunft würde er gerne eine Webseite mit kurzen Katechesevideos erstellen. Während der gig-Sonntags Kick sich am Kirchenjahr orientiert, möchte er darin allgemeine Fragen aufgreifen, heikle Themen wie Zölibat und die kirchliche Lehre zur Homosexualität ebenso wie ganz Grundlegendes, etwa die Sakramente. „Es braucht Glaubenswissen“, ist der Priester überzeugt.
Das zeigt auch ein Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen. Pater Paulus-Maria greift zur Erklärung auf die fünf Geisteskräfte des Menschen zurück: Rationalität, Wille, Gedächtnis, Gefühl und Instinkt. Aktuell würden vor allem die niedrigeren Bereiche angesprochen, viele Filme zum Beispiel arbeiten primär auf der Gefühl- und Instinktebene. Die Gesellschaft werde so nicht nur emotionaler, sondern auch „tierischer“ und brutaler. „Da ist es sehr wichtig, Prinzipien zu haben.“
Das schütze auch vor staatlichen Ideologien. Pater Paulus-Maria ist in einer katholischen Familie in der DDR aufgewachsen und weiß, wie Systeme Menschen vereinheitlichen und kontrollieren können. Er will in seinem Medienapostolat nicht politisch werden, hat aber seine Lehren aus der sozialistischen Diktatur gezogen. „Der Glaube ist nicht eine andere Diktatur“, er gibt vielmehr „eine unglaubliche Freiheit. Und Sinn“. Das möchte Pater Paulus-Maria weitergeben. Auch online: Mit einfachen Worten, in kurzen Videos, für jeden. Vor allem aber – und das macht sein Medienapostolat so gut – mit viel Authentizität.
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