Claude Quétel: „Crois ou meurs! Histoire incorrecte de la Révolution française“. Editions Tallandrier/Perrin 2019, 509 Seiten, als Paperback 19,19
Noch immer berufen sich die Freunde der Aufklärung auf die Französische Revolution und ihre „Errungenschaften“. Noch immer gedenkt man ihrer. Und noch immer unterscheiden französische Schulbücher und die vorherrschende Geschichtsschreibung zwei aufeinanderfolgende, völlig unterschiedliche Revolutionen: Die „gute“ von 1789 hatte die Deklaration der Menschenrechte und der Demokratie im Fokus, die schlechte artete zur „terreur“ mit ihrer blinden Gewalt aus. Für den Historiker Claude Quétel, den Autor der flüssig und chronologisch detailliert geschriebenen und angenehm zu lesenden monumentalen „Inkorrekten Geschichte der Französischen Revolution“, ist dies jedoch eine viel zu unterkomplexe Deutung der Ereignisse. Die Revolution müsse vielmehr als Gesamtereignis betrachtet und verstanden werden. Sie ziehe sich als gigantisches Blutbad von ihren Anfängen bis zu ihrem schrecklichen Ende als buchstäblich roter Faden durch die Epoche. Quétels These: „Die Französische Revolution war von Anfang bis Ende eine scheußliche Episode der Geschichte Frankreichs. Sie war nicht der grandiose Aufstand eines ganzen Volkes, sondern ein nutzloser mörderischer Wahnsinn, ein Bürgerkrieg, dessen Gedenken noch heute die Franzosen zutiefst spaltet.“ Anknüpfend an Hippolyte Taine, den ersten Historiker, der Ende des 19. Jahrhunderts die sogenannten Wohltaten der Revolution radikal in Frage stellte, attackiert auch Quétel den „Philosophismus“ der Aufklärung, den aus ihm hervorgegangenen jakobinischen Extremismus und entlarvt den Mythos der „Liberté, Égalité, Fraternité“. Quétel hält sich strikt an die Fakten; politischer Korrektheit dient er sich nicht an. Titelgebend ist der Kampfruf der Jakobiner „Glaub oder stirb!“ Der monarchistische Schriftsteller und Journalist Mallet du Pan zitiert ihn 1789 im „Mercure de France“: „Das ist das Eisen oder der Strick an der Hand, den die heutige Meinung ihren Beschlüssen diktiert. Glaub oder stirb! – das ist das Anathema, ausgesprochen von den leidenschaftlichen Geistern im Namen der Freiheit.“
Joachim Véliocas: „L'Église face a l'islam – entre naivité et lucidité“. Les éditions de Paris 2018. 240 Seiten, EUR 17,11
Muslime, die ihren Glauben in katholischen Kirchen und Kathedralen praktizieren? In Frankreich, Belgien und Italien ist das keine Seltenheit – Bischöfe stellen Gotteshäuser dafür bereit. Anlass für Joachim Véliocas – Islamexperte und Autor zahlreicher Bücher, die sich mit der Islamisierung Frankreichs befassen – die „Kirche angesichts des Islam“ anschaulich darzustellen. Seine Bilanz der letzten fünfzig Jahre im Hinblick auf die muslimisch-christlichen Beziehungen ist ernüchternd und besorgniserregend – sie beruht auf einer Vielzahl an Begebenheiten innerhalb der Kirche und auf Zitaten auch hoher Würdenträger, die, so der Autor, „Naivität“ und eine „Realitätsverweigerung“ dem Islam gegenüber offenbaren. So hätten christliche Gläubige, wie der Jesuit Henri Boulad – ehemaliger Regionaloberer der Jesuiten Ägyptens, Theologieprofessor in Kairo und Präsident der Caritas Nordafrikas und des Nahen Ostens – in seinem Vorwort hervorhebt, „allen Grund zur Sorge“, weil sie von ihren Hirten „orientierungslos“ zurückgelassen werden – angesichts von „Kapellen, die zu Moscheen wurden und von Moscheen, die von Bischöfen eingeweiht werden“. Er beklagt das Verhalten des Abendlandes, das „größtenteils bewusstlos und betäubt“ ist: „Tun die Europäer nur so, als würden sie den von Muslimen eindeutig verkündeten hegemonialen Plan nicht kennen, der unter unseren Augen systematisch voranschreitet?“ So habe Scheich Yusuf al-Qaradawi, islamischer Rechtsgelehrter und Fernsehprediger, neben weiteren sich ähnlich äußernden muslimischen Würdenträgern, von der „friedlichen Eroberung Europas“ gesprochen. Ihm zufolge werde der Islam siegreich zurückkehren, nachdem er in der Geschichte zweimal aus Europa vertrieben wurde. Allerdings werde Europa diesmal nicht mit Schwert oder Kampf, sondern durch die Da'wa – durch Predigt und Ideologie – erobert. Pater Boulad fragt: „Ist die katholische Kirche bereit, mit den Muslimen bestimmte delikate Fragen zu erörtern, wie beispielsweise die Rechtsgleichheit mit den Nichtmuslimen und die Religionsfreiheit, die Rechte des Mannes und die der Frau? Ihre Verweigerung unter dem Vorwand des sozialen Friedens, sich diesen Fragen zu stellen, klärt absolut nichts“. Véliocas würdigt auch diejenigen Bischöfe und Kardinäle, die sich der islamischen Herausforderung gegenüber scharfsichtig erweisen – wie Kardinal Burke, der 2016 in einem Interview hervorhob: „Der Islam ist in dem Sinne eine Bedrohung, dass er erstens die Welt beherrschen und zweitens, dass Allah alle Menschen unterwerfen will.“ Es gebe, so Burke weiter, eine „politische Korrektheit, die nicht den Unterschied zwischen Islam und Christentum erkennen will. Dieser Unterschied ist wichtig und hat für die Gesellschaft schwerwiegende Folgen.“
Das Buch schließt mit einer Bestandsaufnahme der seit etwa 15 Jahren um ein Vielfaches vermehrten Angriffe auf Kirchen in den Bezirken, in denen eine starke muslimische Minderheit oder sogar Mehrheit lebt.
Mike Aquilina: „Villains of the Early Church – And How They made Us Better Christians“. Emmaus Road 2018, EUR 24,–
Als „Schurken der frühen Kirche“ sind jedem Gläubigen der Verräter Judas und Pontius Pilatus geläufig. Aber es gibt noch mehr Bösewichter, die – so die These des Autors – wichtig für uns als Christen und unseren Glauben sind: „Die Schurken sind unerlässlich. Ohne das Böse hätte der Held nie die Möglichkeit, gut zu sein. Ohne den Verrat des Judas gäbe es keine Kreuzigung – und ohne Kreuzigung keine Erlösung.“ Aquilina, geschäftsführender Vizepräsident des katholischen St. Paul Center for Biblical Theology in Steubenville, Ohio, suchte sich für sein Buch 13 „Superschurken“ aus den vier Jahrhunderten der frühen Kirche heraus, unter ihnen Kaiphas, Simon Magus, Nero, Valentinus, Diokletian, Arius und Nestorius und erläutert ihr Fehlverhalten.
DT/KS