Irgendwie ist Wilhelm Genazino nie ganz über die „Midlife Crisis“ hinausgekommen. Seit Jahren erzählt er von eigenbrötlerischen Altherren, Flaneuren, Taugenichtsen und gescheiterten Akademikern, deren zunehmender Alterungsprozess am männlichen Selbstverständnis kratzt. Als Traudl dem Ich-Erzähler in „Das Glück in glücksfernen Zeiten“ (2009) gar nachdrücklich ihren Kinderwunsch entgegenbringt, bricht über den Tagträumer eine manifeste Beziehungskrise herein. Frauen sind eben – zumindest im Kosmos des in Frankfurt am Main lebenden Büchner-Preisträgers – ein kompliziertes Völkchen. Männer hingegen schlichtweg überfordert.
Gestrandeter am Ufer der Moderne
Sehnsucht nach dem gewöhnlichen Leben: Wilhelm Genazino hält sein Niveau mit „Bei Regen im Saal“. Von Björn Hayer