Die zwischen 1862 und 1888 erschienenen, fünfbändigen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ machten Theodor Fontane weit über die Grenzen Berlins und Brandenburgs bekannt. Zu seinem 200. Geburtstag strahlte der rbb Ende Dezember den Fünfteiler „Die Entdeckung der Heimat – Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ von Johannes Unger, Manuela Stacke und Franziska Walser aus. Nun sind die fünf 45-minütigen Filme in der rbb-Mediathek abrufbar.
Betitelt sind die fünf Filme wie die fünf Bände „Grafschaft Ruppin“, „Oderland“, „Havelland“, „Spreeland“ und „Fünf Schlösser“. Als jeweiliger Ausgangspunkt dient der originalgetreue Nachbau von Fontanes Schreibtisch, von dem aus Schauspieler Fabian Hinrichs als „Moderator“ anhand Fontane-Zitaten, aber auch historischer Dokumente Fontanes Lebenszeit als Epoche dramatischer Veränderungen beschreibt: Das Alte Preußen geht unter und eine neue Zeit der Umwälzungen, vor allem durch die Industrialisierung, bricht an. Schauspielerin Nadja Uhl begleitet die Filme als Sprecherin. Sie baut immer wieder Zitate Fontanes in die jeweilige Handlung ein. Leben und Wirken des märkischen Dichters werden im Mehrteiler allerdings mit der Entwicklung Brandenburgs nach der Wende verknüpft. Der gebürtige Neuruppiner Fontane überschrieb den ersten Band seiner „Wanderungen“ mit „Grafschaft Ruppin“. Der erste der fünf Filme führt den Zuschauer etwa in das Dorf Karwe, wo Freiherr Krafft von dem Knesebeck nach der Wiedervereinigung den alten Familienbesitz neu aufgerichtet hat, insbesondere aber auch an den Großen Stechlinsee, der den Autor zu seinem letzten großen Roman „Der Stechlin“ (1899) inspirierte.
Eine literarische Reise durch Brandenburg
„Fontanes Oderland“ heißt der zweite Teil. Zu der Region, die damals noch mitten in Preußen lag, heute aber die Grenzregion zwischen Deutschland und Polen bildet, gehört auch das Oderbruch mit Letschin, wo der junge Theodor Fontane bei seinem Vater eine Ausbildung zum Apotheker absolvierte. Letschin stand wohl auch als Inspiration für den fiktiven Ort Tschechin, in dem sich Fontanes „Unterm Birnbaum“ (DT vom 19. Dezember) abspielt.
Als der dritte Teil der Wanderungen „Havelland“ 1873 erscheint, gibt es nach drei Kriegen ein Deutsches Reich unter Preußens Führung. „Wir sind Kaiser“, wird später Fontane in „Der Stechlin“ schreiben. Im Havelland liegt nicht nur das legendäre Dorf Ribbeck, dem Fontane mit seinem berühmten Gedicht vom Birnbaum ein literarisches Denkmal setzte. In Glindow werden heute genauso wie vor 150 Jahren Ziegeln gebrannt.
Den vierten Band seiner Wanderungen nannte Fontane nach eigener Begriffsfindung „Spreeland“. Der Film zeigt ebenfalls Ausflüge von Berlin bis in den Spreewald. Der fünfte Film heißt wie der letzte „Wanderungen“-Band „Fünf Schlösser“. Darin porträtierte Fontane fünf preußische Herrenhäuser, die aus seiner Sicht exemplarisch die brandenburg-preußische Geschichte aufzeigen. Der Film zeigt die unterschiedlichen Schicksale, die diese fünf Herrenhäuser im 20. Jahrhundert erlebt haben.
Der Titel des rbb-Mehrteilers „Die Entdeckung der Heimat“ hat eine doppelte Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahnhunderts entdeckten die Städter das Umland – Fontanes „Wanderungen“ erfuhren immer größere Auflagen, womit immer mehr Berliner aufs Land fuhren, um die Mark zu erkunden. Der Mehrteiler stellt außerdem eine Entdeckungsreise durch das heutige Bundesland dar. Kameramann Thomas Lütz, der mit dem diesjährigen Deutschen Kamerapreis in „Dokumentation“ ausgezeichnet wurde, liefert dazu wunderbare Bilder.
„Die Entdeckung der Heimat – Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Fünfteiliger Fernsehfilm. 225 Minuten. rbb-Mediathek.
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