Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Spielfilm

Mit dem Tod auf Spritztour

Trotz komödiantischer Anmutung stellt Charly Hübners Regiedebüt „Sophia, der Tod und Ich“ tiefgründige Überlegungen an.
Premiere des Kinofilms „Sophia, der Tod und Ich“
Foto: IMAGO/Frederic Kern (www.imago-images.de) | Obwohl der Film über weite Strecken eine komödiantische Anmutung, geht es auch um die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben.

Beim Spielfilm „Sophia, der Tod und Ich“ handelt es sich um ein doppeltes Debüt: Der bekannte Schauspieler Charly Hübner („Das Leben der Anderen“, „Bornholmer Straße“) feiert sein Regiedebüt, indem er zusammen mit Drehbuchautorin Lena May Graf das 2015 erschienene Romandebüt des deutschen Musikers Thees Uhlmann für die Leinwand adaptiert.

Lesen Sie auch:

Vorspiel auf dem Dach eines verlassenen Parkhauses: Eine silberhaarige Frau (Lina Beckmann) schaltet das Logo ihrer Imbissbude ein: „Michaela?”. Bücher, die sie auf dem Tresen ausbreitet, werden von „Todesengeln“ entgegengenommen: Jeder Band gilt jemandem, der bald sterben soll. Ein Nachzügler (Marc Hosemann) erhält einen letzten, dünnen Band.

Und so steht er bleich wie der Tod vor der Tür von Reiner (Dimitrij Schaad), dem er pflichtgemäß mitteilt, dass der junge Mann in drei Minuten sterben wird. Allerdings kommt alles anders, als der Tod denkt. Denn das plötzliche Erscheinen von Reiners Ex-Freundin Sophia (Anna Maria Mühe) verhindert sein promptes Ableben.

Auch G(ott) ist mit dabei

Sophia erinnert Reiner daran, dass die beiden zum Geburtstag von Sophias Mutter (Johanna Gastdorf) fahren wollten. Es beginnt nun ein Road-Movie mit Tod. Neben der burschikosen Sophia taucht der Erzähler aus der Lethargie auf: Angesicht des Todes beginnt er, sein Leben und seine Beziehungen zu den Menschen, die er liebt, zu reflektieren. Währenddessen scheint der Tod so sehr das irdische Leben zu genießen, dass ein zweiter Tod (Carlo Ljubek) geschickt werden muss, um die Mission zu vollenden. Denn sonst würde das Geschehen dem scheinbar allmächtigen G. (Josef Ostendorf) und seinem Erzengel Michaela entgleiten.

Video

Im Laufe des Road-Movies ändert sich auch die Tonalität des Filmes. Regisseur Charly Hübner sagt dazu: „Der Anfang ist Comedy, und das kann man auch so spielen. Aber wenn man das fortsetzen würde, wird das sehr schnell banal. Wir mussten diese Geschichte schon ernst nehmen.“

Das Erscheinungsbild G(ottes) als Clochard und des Erzengels Michael als alternde Frau kann zwar manchen Zuschauern ziemlich sauer aufstoßen. Dennoch: Der Spielfilm „Sophia, der Tod und ich“ führt so eine zusätzliche Erzählebene ein, damit dem Zuschauer klar wird, dass derjenige, der sich als Tod ausgibt, genauso wie seine „Kollegen“ zu einer übernatürlichen Ebene gehört. „Wir haben damit signalisiert, dass es nicht mit normalen Dingen zugeht“, so Charly Hübner: „Wenn wir einfach einen Typen in der Realität einführen, der sich als Tod ausgibt, dann nimmt uns das der Zuschauer nicht ab. Das kann einfach ein Freak sein. Aber das Publikum muss akzeptieren, dass er kein echter Mensch ist.“

Beeinflusst durch Aki Kaurismäki

Der Regisseur erzählt auch, woher ihm die Idee kam, dass „die Damen und Herren des Himmels“ in einer Art Würstchenbude residieren: Sie sei von den Filmen Aki Kaurismäkis inspiriert: „Der Film spielt mit Zitaten des Kinos, und er sollte wie der Roman einen trockenen nordischen Humor haben. Da musste Kaurismäki her“, so Hübner.

Obwohl der Film über weite Strecken eine komödiantische Anmutung, geht es auch um die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben. Regisseur Charly Hübner: „Ich habe mir immer gedacht: Warum fangen wir erst kurz vor Schluss an, uns damit zu beschäftigen? Am Leben ist nur eines klar – dass es enden wird.“

Lesen Sie auch:

In dem Zusammenhang lässt der Film auch den Zuschauer darüber nachdenken, was für Dinge im Leben wirklich von Bedeutung sind. Eine eindeutige Antwort liefert „Sophia, der Tod und Ich“: die Familie, ausgedrückt in Reiners Sehnsucht nach seinem siebenjährigen Sohn Johnny, dem er jeden Tag eine Postkarte schreibt, den er jedoch seit langer, langer Zeit nicht mehr gesehen hat.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
José García Aki Kaurismäki

Weitere Artikel

Der Pallottinerpater Klaus Schäfer bietet Trauerseminare für Eltern an, die ein Kind verloren haben.
23.09.2023, 15 Uhr
Cornelia Huber
Auf euer Gebet, liebe Kinder, hört Gott besonders gern. Wenn ihr für andere Menschen betet, könnt ihr damit viel Gutes tun.
31.08.2023, 05 Uhr
Theresa Rhee
Feste Rituale und Freiheit im Gebet schließen sich beim Beten mit Kindern nicht aus.
24.08.2023, 05 Uhr
Isabel Kirchner

Kirche

Wer auch immer in der jüngeren Vergangenheit an der Seite eines Papstes stand: Die Privatsekretäre hatten einen nicht unbeträchtlichen Einfluss, allerdings nur auf Zeit – Ein Überblick ...
26.09.2023, 19 Uhr
Ulrich Nersinger