Die im „Star Wars“-Universum angesiedelte Realserie „The Mandalorian“ setzte den Startschuss für die Streaming-Plattform „Disney+“ 2019 – in Deutschland Ende März 2020. Und die Eigenproduktion wurde schnell zu einem beliebten Aushängeschild unter den Eigenserien der Plattform – nicht zuletzt dank Publikumslieblingen wie dem kleinen außerirdischen Findelkind Grogu und internettauglichen Sätzen wie „Das ist der Weg!“, gewissermaßen das „Amen“ der Mandalorianer, einem clanähnlichen Volk mit eigener Religion und Kultur.
„Mando“ und Grogu sind wiedervereint
„The Mandalorian“ beginnt fünf Jahre nach den Ereignissen des 1983 erschienenen „Star Wars“-Films „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ – also am Ende der ersten Film-Trilogie (siehe hierzu auch Seite 21 in dieser Ausgabe). Sie spielt in einer Zeit des Übergangs: Obwohl das Imperium geschlagen und eine Neue Republik ausgerufen wurde, bestehen noch Reste des untergegangenen Imperiums fort – und die Republik scheint noch nicht ganz gefestigt zu sein: Piraten treiben ihr Unwesen, noch nicht alle Systeme haben sich der Republik angeschlossen.
Dazu gehört etwa auch der Stadtplanet Nevarro, der in „The Mandalorian“ eine wichtige Rolle spielt. Am Ende der zweiten Staffel hatten sich der Mandalorianer Din „Mando“ Djarin (Pedro Pascal) und sein kleiner Freund Grogu getrennt, der auch als „Baby Yoda“ bezeichnet wird, weil er zur selben, seltenen Spezies wie Jedimeister Yoda aus den „Star Wars“-Kinofilmen gehört – und der hin und wieder unter Beweis stellt, dass „die Macht“ in ihm stark zu werden beginnt. Din Djarin übergab ihn daraufhin in einem emotionalen Staffelfinale Luke Skywalker, damit Grogu als Jedi ausgebildet werden kann.
Zu Beginn der dritten Staffel sind sie allerdings wiedervereint – wie es dazu kommt, erzählt nicht „The Mandalorian“, sondern eine weitere „Star Wars“-Serie, die in derselben Zeit angesiedelt ist: In der letzten Folge der allerdings wenig erfolgreichen Miniserie „Das Buch von Boba Fett“ kommt es zum Wiedersehen zwischen Din Djarin und Grogu.
Dazu führt Serienschöpfer Jon Favreau aus: „Das Herz und die Seele der Geschichte war die Beziehung zwischen dem Mandalorianer und Grogu. Obwohl wir in der zweiten Staffel auf ihre unvermeidliche Trennung hinarbeiten mussten, konnten wir dank der Serie ,Das Buch von Boba Fett‘ die Geschehnisse in der Zwischenzeit überspringen, und sie wieder zusammenbringen. Die Beziehung zwischen den beiden bleibt der übergreifenden Handlungsbogen der Geschichte.“
Die dritte Staffel schließt jedoch in einem Aspekt unmittelbar an Staffel zwei an: Als sich Din Djarin von Grogu verabschiedet, nimmt er seinen Helm ab, damit „der Kleine“ sein Gesicht sehen und berühren kann. Dies ist allerdings ein schwerwiegender Verstoß gegen den Mandalorianer-Kodex – und um Wiedergutmachung zu leisten und Erlösung zu erlangen sowie um in die Gemeinschaft der Mandalorianer wieder aufgenommen zu werden, gibt es nur einen Weg: Er muss in den „lebendigen Wassern“ unter den Minen des Heimatplaneten Mandalore eintauchen, die jedoch zerstört wurden. Dafür bekommt Din Djarin unerwartet Hilfe von der vom mandalorianischen Glauben abgefallenen Bo-Katan Kryze, die zwar zurückgezogen von den anderen Mandalorianern lebt, aber Anspruch auf den Thron von Mandalore erhebt.
Die faszinierende Welt der Mandalorianer
Die dritte Staffel zeichnet sich viel mehr als die zwei ersten Staffeln durch eine episodenhafte Struktur aus – in der dritten Folge spielt sich ein Großteil der Handlung auf dem Planeten Coruscant ab, der Jahrhunderte lang das Zentrum der Galaktischen Republik war, und nun wieder eben dieses der Neuen Republik ist. Obwohl dieser Handlungsnebenstrang nicht in die Rahmenhandlung so richtig eingefügt ist, stellt dies eine Ausweitung der Serien-Welt dar.
Als Rahmenhandlung dient jedoch die Wiederherstellung der mandalorianischen Zivilisation: War Din Djarin in den ersten zwei Staffeln ein Einzelkämpfer, so taucht der Zuschauer in der dritten Staffel in die mandalorianische Welt und ihre religiösen und kulturellen Gebräuche ein. Denn die Mandalonianer leben im Exil, nachdem ihr Heimatplanet Mandalore zerstört wurde. Nun keimt die Hoffnung auf, dass der Planet nicht völlig vernichtet wurde.
„The Mandalorian“ zeichnet sich auch in der dritten Staffel mit wenigen Ausnahmen durch enorme Schauwerte aus: Die Serie kann sich mit der Optik eines Kinofilms durchaus messen. Eine Luftschlacht in der letzten Folge stellt den enormen Fortschritt der computergenerierten Technik unter Beweis. Darüber hinaus gibt es immer wieder Verweise auf das größere Star Wars-Film- und Serien-Universum – mit bekannten Figuren nicht nur aus den drei Film-Trilogien: In der zweiten Staffel von „The Mandalorian“ tauchte beispielsweise erstmals die Figur Bo-Katan Kryze auf, die eine wichtige Rolle in den Animationsserien „The Clone Wars“ und „Star Wars: Rebels“ spielte – genauso wie nun in der dritten Staffel von „The Mandalorian“, in der sie von der Schauspielerin Katee Sackhoff gespielt wird, die ihrem Charakter in genannten Animationsserien bereits ihre Stimme lieh.
Das „Star Wars“-Universum wächst und wächst
Über eine vierte Staffel von „The Mandalorian“ hinaus, deren Drehbuch offenbar bereits fertiggestellt worden ist, sollen in den Jahren 2023-2024 weitere Realserien aus der „Star Wars“-Welt produziert werden. Eine Serie über die Jedimeisterin Ahsoka Tano beispielsweise, eine der beliebtesten Star Wars-Figuren, die in „The Mandalorian“ und anderen Serien eine wichtige Rolle spielt, soll im August erscheinen.
Ebenfalls noch in diesem Jahr soll die „Star Wars“-Serie „Skeleton Crew" auf Disney+ starten – in ihr wird Hollywoodstar Jude Law („Sherlock Holmes“, „The Young Pope“) die Hauptrolle übernehmen. Laut Vorankündigung handelt „Skeleton Crew" handelt von der Reise von vier Kindern, die auf ihrem scheinbar sicheren Heimatplaneten eine mysteriöse Entdeckung machen und sich dann in einer seltsamen und gefährlichen Galaxie verirren. Im kommenden Jahr wiederum wird die Serie „The Acolyte“ erscheinen, die am Ende der Hohen Republik, und damit zeitlich vor den Ereignissen aus „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“ (1999), spielen wird. „The Acolyte“ soll ein Mystery-Thriller werden, in dem ein Jedi-Meister mit seinem vormaligen Padawan eine Reihe von Verbrechen untersucht – nur um einer versteckten Sith-Verschwörung auf die Schliche zu kommen. Fazit: Das „Star Wars“-Universum expandiert unaufhörlich weiter.
„The Mandalorian – Staffel 3“, USA 2023. Serienentwickler: Jon Favreau, insgesamt acht Kapitel à 38 bis 56 Minuten. Auf Disney+.
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