Sie klaffen immer weiter auseinander, sie wollen einfach nicht vernarben in dieser Zeit, die uns tagtäglich mit Gewalt und Zerstörung konfrontiert: die Wunden. Ob als physische oder seelische Verletzung – ihre drastischste Gegenwart zeigt sich wohl in den Bildern aus den aktuellen Kriegsgebieten. Aber auch die diversen innergesellschaftlichen und oft identitätspolitischen Grabenkämpfe, geführt aus den verfeindeten Echokammern heraus, hinterlassen Furchen, deren Heilung aussteht. Dass sie zum Motiv einer Epoche avancieren, liest sich überdies in ihrer starken Präsenz in der neueren Literatur, insbesondere der Lyrik ab.
Wie verletzlich wir sind
Die Wunde ist zum Signum unserer Epoche geworden. Die Lyrik ist dafür Seismograf wie gleichsam ein Sinnstifter.
