Mit wahrer Liebe hatte das alles wohl von Anfang an wenig zu tun: Der Flussgott Kephissos fühlte sich zur Wassernymphe Leiriope unwiderstehlich hingezogen. Also tat er ihr Gewalt an, schwängerte sie und zog weiter. Als alleinerziehende Mutter umsorgt Leiriope ihren kleinen Narkissos und verwöhnt ihn exzessiv. Dessen Selbstbewusstsein wächst ins Unermessliche, zumal ihn viele bewundern und umschmeicheln. Als ihm die Nymphe Echo ihre Liebe gesteht, weist er sie zurück: Er wolle eher sterben, als ihr gehören. Daraufhin stirbt Echo an Liebeskummer, aber die Götter entziehen Narkissos ihre Huld. Sie beschließen, dass er niemals bekommen solle, was er liebe.
Von Menschen, die keinen anderen Gott neben sich dulden
Raphael Bonellis Institut „Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie“ bietet Psychiatern und Philosophen, Therapeuten und Theologen seit 2007 eine aktuelle Bühne für spannungsreichen intellektuellen Diskurs. Zuletzt am Samstag in Wien über die Liebe und ihr Gegenteil, den Narzissmus Von Stephan Baier