Thomas Manns politische Konversion in den Anfangsjahren der ersten deutschen Demokratie gehört zu den wohl bemerkenswertesten im gesamten 20. Jahrhundert. Der Schriftsteller mutierte zum Vernunftrepublikaner, als die noch im Kaiserreich vertretenen Positionen unhaltbar geworden waren. Antidemokratische und monarchistische Standpunkte, die vor 1918 als Ausweis für Staats- und Verfassungstreue verstanden werden konnten, bedeuteten nach dieser Zäsur das Plädoyer für politische Destruktion, ja langfristig schufen sie sogar den Nährboden für Barbarei und Zivilisationsbrüche. Mann hat die guten Gründe für eine Neuakzentuierung noch rechtzeitig erkannt.
Feuilleton
Keine Memoiren zum Aussortieren
Vor hundert Jahren erhitzte Thomas Manns umstrittenes Bekenntnisbuch „Betrachtungen eines Unpolitischen“ die Gemüter. Von Felix Dirsch