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Freude über König Charles III.

Es zeugt von Unverständnis und Arroganz, wenn sich ausgerechnet die über den britischen König herabwürdigend äußern, die sonst an Kultur und Tradition festhalten wollen. Könige hatten immer schon ihre Eigenheiten.
König Charles III. mit Ehefrau Königin Camilla
Foto: IMAGO/Dan Weir (www.imago-images.de) | Für Charles III. ist Camilla zu einem „nicht verhandelbaren Teil seines Lebens“ geworden. Im Gegensatz zu anderen Prinzessinnen und Herzoginnen hat man diese noch nie klagen oder jammern gehört.

„Kein Märchen beginnt mit den Worten: ,Es war einmal ein Präsident‘“, heißt es bei Nicolás Gómez Dávila. Egal, wie man zum neuen König Großbritanniens steht, seine Krönung und Salbung stellten seltene Momente dar, wo sich die westliche Welt und ein sakral-traditionelles Verständnis vom Amt begegneten. Man wünschte sich mehr davon – gerade in der katholischen Welt. Wenn sich ausgerechnet jene über den britischen König Charles III. und seine Ehefrau, Königin Camilla, herabwürdigend äußern, die sonst an Kultur und Tradition festhalten wollen, dann zeugt es von Unverständnis und Arroganz.

Königliche Salbung hat eine metaphysisch-formale Dimension

Bereits die Einladungskarten zur Zeremonie machten deutlich: wenn auch selbst nicht mehr der Jüngste – der 74-jährige Charles III. will einen Hauch frischen Winds in die altehrwürdigen royalen Rituale hineinbringen. Maiglöckchen, Waldbeeren, eine Biene, ein Schmetterling und ein Marienkäfer schmückten die Karte. Besonders auffällig bei der Einladung war das Motiv des „Grünen Mannes“, eine alte Figur aus der britischen Folklore, die den Frühling und die Wiedergeburt symbolisiert. Für manche heidnisch, für andere eine Figur, die schon seit Jahrhunderten in Kirchen auftaucht. Ein passendes Symbol für den neuen König, wie ich finde. Den Umweltschutz hat er nicht erst entdeckt, als die Klimakrise zu einem populären Thema wurde. Seit Jahrzehnten gehörte die Natur zu den wichtigsten Interessen. So absolvierte er beispielsweise als Prince of Wales im Jahr 2000 bei seinem Besuch der Slowakei einen Spaziergang durch den einzigen Urwald dieses Gebiets; er interessierte sich für die innovative Forstwirtschaft und Fresken in romanischen Kirchen. Auf seine Nachfrage hin wurden ihm slowakische Ulmen geliefert, die bis heute seinen Garten schmücken.

König Charles III. auf Ehebruch und „Öko-Spleen“ zu reduzieren, wie manche es tun, wird weder seiner Persönlichkeit, noch seinem Amt gerecht.
Auch seine Ehefrau, Königin Camilla, mag nicht die „Königin der Herzen“ sein, aber eben die Königin. Letztendlich ist ein König in der Lage, eine solche Entscheidung selbst zu treffen: eine Frau mit Vorgeschichte zu einem „nicht verhandelbaren Teil seines Lebens“ zu erklären. Im Unterschied zu anderen Prinzessinnen und Herzoginnen hat man diese noch nie klagen oder jammern gehört – was heute durchaus als Tugend gelten kann.

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Wenn man ohnehin die alten guten Zeiten preisen möchte, sollte man dabei nicht vergessen, dass Könige immer schon ihre Eigenheiten hatten. Der humorvolle und gebildete König Charles III. dürfte die Rolle des Königs gut ausfüllen können. Außerdem: im Unterschied zu modernen Funktionären hat eine königliche Salbung immer noch eine metaphysisch-formale Dimension, die im Amt selbst und in der Kontinuität besteht. Sympathie oder moralische Integrität sind dabei zweitrangig. Um mit den Worten des slowakischen Dichters Peter Zvon abzuschließen: „Wo immer Könige abgeschafft werden, ist es ein elendes Land; dort herrschen Hochmut und Torheit.“ Man muss kein überzeugter Monarchist sein, um bei diesen Worten an die Lächerlichkeit so mancher Regierungen in Europa zu denken.

 

Die Autorin betreibt den Blog „Frau mit Eigenschaften“.

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Kristina Ballova Palingenese

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