In seinem Essayband „Unglücklich sein“ (2012) sagt der Philosoph Wilhelm Schmid eine „kommende Epoche der Melancholie“ voraus. Angesichts allgegenwärtiger Krisen scheint die Überforderungsgesellschaft offenbar am Abgrund angelangt zu sein. Wo „Burnout“ als stetiges Schreckensgespinst grassiert und der Staat im postnationalistischen Zeitalter mehr und mehr seine Visionen aufzugeben scheint, ist die Schwermut zur Signatur der Gegenwart geworden. Wilhelm Schmid, dessen Streitschrift sich vor allem gegen die „drohende Diktatur des Glücks“ der freudenbeschwipsten Ratgeberliteratur der letzten Jahre wendet, sieht in dieser Atmosphäre des Traurigseins allerdings keineswegs nur Ohnmacht und Aporie.
Feuilleton
Die Schwermut ist zur Signatur der Gegenwart geworden
Was tut die Gegenwartskultur gegen die Krisen der Zeit? Sie ruft uns zu: Habt nur Mut zur Melancholie. Von Björn Hayer