Wenn wir in Vergangenes zurückschauen, dann rücken wir unser Ich in ein Kontinuum, rekonstruieren das Hier und Heute aus einem Gestern, das ansonsten immer droht, der Vergessenheit anheimzufallen. Erinnerung ist daher stets Arbeit am eigenen Selbst, mal wohlige Nostalgie, mal schmerzvolles Gewahrwerden eines finsteren Kapitels unseres Lebens. Dass das Sammeln und Ordnen gelebter Momente nicht nur auf einen individuellen Grund verweist, sondern immer auch kollektive Bewusstseinsbildung darstellt, macht sich allen voran in der breiten Tradition der Erinnerungsliteratur bemerkbar. Nach 1945 steht diese deutlich im Zeichen der Traumabewältigung.
Erzählen hilft der Erinnerung
Kann man sich in den Holocaust hineindenken? Die Erinnerungsliteratur versucht, mit Imagination die vergangene Wirklichkeit wachzuhalten. Von Björn Hayer