War die Neue Sachlichkeit wirklich so sachlich? Die kühlen Blicke auf dem Bild „Operation“ (1929) von Christian Schad lässt das vermuten. Drei Ärzte und drei Schwestern sind an einer Blinddarmoperation beteiligt, alle blicken auf die Wunde. Doch die „Darstellung ist nur scheinbar emotionslos“, wie es in einem begleitenden Text der Ausstellung heißt, „sie erhält ihr Pathos durch Verweise auf die christliche Ikonographie: Der in extremer Verkürzung mit den Füßen zum Betrachter liegende Patient erinnert an Andrea Mantegnas ,Toten Christus‘ in der Mailänder Pinacoteca di Brera.“ Christliche Bildmotive waren mit der Neuen Sachlichkeit also durchaus vereinbar, zumal Schad, der mit keinem Werk als ...
Die großen Emotionen der Neuen Sachlichkeit
Das spannungsreiche Leben der Menschen zwischen den Weltkriegen – „Menschliches, Allzumenschliches“ im Münchener Lenbachhaus. Von Alexander Riebel