Immer noch fristet er ein Schattendasein, obwohl jeder, der ihn gelesen hat, von der schriftstellerischen Qualität Gregor von Rezzoris überzeugt ist. Der Altösterreicher aus der Bukowina (1914–1998) kultivierte ein Schlawiner- und Lebemann-Image, das naive Menschen dazu verleiten könnte, ihn, der als Belletristiker ebenso wie als Sachbuchautor hervortrat, nicht ernst zu nehmen oder ihn allein in die unterhaltsame Ecke einzuordnen; im Land der schwerblütigen Germanen bekanntlich eine Todsünde. Aus Anlass seines 100. Geburtstages im letzten Jahr hat der Wiener Karolinger Verlag – wer sonst wäre berufener?
Der Romancier Gregor von Rezzori als leichtfüßiger Soziologe
Illusionsloser Beobachter des „Einheitsbreis des sozialversorgten Zivilisations-Phäakentums“ – Ein Maghrebinier über die Nachkriegsgesellschaft. Von Urs Buhlmann