Nachdem der Jurist John Selden von Englands König Karl I. im Tower zu London arrestiert worden war, so der in Harvard lehrende amerikanische Politikwissenschaftler Eric Nelson am Montag in Jerusalem, habe man ihm gewährt, ein Buch anzufordern. Der gelehrte Mann nun wählte nicht die Bibel, die Ilias oder einen juristischen Traktat. Eine Ausgabe des Babylonischen Talmud sollte ihm Gesellschaft leisten. Damals, im 17. Jahrhundert, so führte Nelson gegenüber seinem Auditorium im „Israeli Democracy Institute“ aus, sei die Kenntnis des Hebräischen und die Auseinandersetzung mit rabbinischer Literatur auch für christliche Gelehrte – und nicht allein Theologen – selbstverständlich gewesen.
„Der europäische Staat hat jüdische Wurzeln“
Toleranz, Republikanismus, umverteilender Sozialstaat: Der US-Politologe Eric Nelson zeigt, wie alttestamentlich-rabbinische Quellen das neuzeitliche Staatsdenken geprägt haben. Von Oliver Maksan