1918 in Mvezo (Transkei) geboren, zum Ende des Ersten Weltkriegs und damit des Kolonialzeitalters, engagierte sich Mandela ab 1944 im African National Congress (ANC). Aufgrund seiner Aktivitäten gegen die Apartheidpolitik in seiner Heimat musste Mandela von 1963 bis 1990 insgesamt 27 Jahre als politischer Gefangener in Haft verbringen. Nach dem Ende der Rassentrennungspolitik in Südafrika konnte er doch noch seinen Lebenstraum verwirklichen: von 1994 bis 1999 war er der erste schwarze Präsident seines Landes. 1993 erhielt er den Friedensnobelpreis.
Nelson Mandela war ein gläubiger Mensch. So hat er in seiner Antrittsrede zum Präsidentenamt gesagt: „Wir sind alle dazu bestimmt, zu leuchten, wie es die Kinder tun. Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, zu zeigen“. Das ist für die westliche Welt schon ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. An anderer Stelle sagte er: „Wir fragen uns, wer bin ich, mich brillant, großartig, talentiert, phantastisch zu nennen? Aber wer bist Du, Dich nicht so zu nennen? Du bist ein Kind Gottes.“
Sich Mandela als Christ vorzustellen, ist sicher nicht der schlechteste Zugang. Doch zugleich war er ein Mensch, der Brücken bauen konnte, vermitteln konnte zwischen Menschen unterschiedlicher Religion und Kultur. Und Hautfarbe. Nach dem Ende der Apartheid hatten viele Schwarze nichts anderes im Sinn als Rache an den Weißen. Mandela wies sie zurecht. Er war überzeugt davon, dass es Alternativen gibt: „Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Menschen müssen zu hassen lernen und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann Ihnen auch gelehrt werden zu lieben, denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil“.
Nelson Mandela ist vielleicht derjenige Staatsmann, der in seinem politischen Wirken der Bergpredigt am nächsten kam. In diesem Sinne kann Mandela dem 21. Jahrhundert ein Vorbild sein: Nur eine Politik der Versöhnung und Vergebung kann Fortschritt für alle bringen.
Josef Bordat