Selbstständig denkend und bis zur Selbstaufgabe loyal, standhaft und dynamisch, bodenständig und intellektuell, humorvoll und ernsthaft, in Rom wie im eigenen Bistum beheimatet, theologisch gebildet und mit den „kleinen Leuten“ vertraut, unermüdlich fleißig, aber nie hektisch, wortmächtig und doch zurückhaltend, frei von Menschenfurcht und stets differenzierend. Ein Mann der Tugenden, gerade und ehrlich, mit offenem Blick und ebensolchem Wort.
Bischöfen stets den Rücken frei gehalten
Wenn sich ein Bischof einen Generalvikar maßschneidern lassen könnte, dann wäre er wohl so wie Michael Fuchs. Ruhige Zeiten hatte der niederbayerische Bauernsohn, den der damalige Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller 2005 als Generalvikar an seine Seite holte, in diesem Amt nie. Seine Bischöfe – zuerst Müller, dann Voderholzer – haben sich stets tapfer exponiert, wider den gesellschaftlichen wie den binnenkirchlichen Mainstream, und dabei Widerstände und Gegenwind einkalkuliert. Darauf, dass Generalvikar Fuchs ihnen den Rücken freihalten oder (bildlich gesprochen) nötigenfalls den Weg freischießen würde, konnten sie sich jederzeit verlassen. Das Zupacken kennt er vom elterlichen Bauernhof, die Standhaftigkeit in Kontroversen übte er als jugendlicher Lebensschützer, den theologischen Feinschliff erwarb er an der päpstlichen Lateran-Universität sowie am dortigen „Institut Johannes Paul II. für Ehe und Familie“.
Fokus auf die Seelsorge
Kein Wunder, dass Rudolf Voderholzer sein „alter ego“ nicht ziehen lassen wollte. „Er war mir stets kompetenter Ratgeber und zuverlässige Stütze“, so der Bischof. Theologisch und kirchenpolitisch passt kein Blatt zwischen die beiden bekennenden Ratzingerianer. Im jahrelangen Krisenmanagement und bei der Organisation des Heimatbesuchs von Papst Benedikt XVI. 2006 bewies der Generalvikar Manager-Qualitäten. Letztlich hatte Fuchs nach 15 Jahren als Generalvikar dann aber doch ein überzeugendes Motiv zu gehen: Er will sich keineswegs in ruhigere Gewässer zurückziehen oder nach langer Kärrnerarbeit erholen, sondern mit vollem Elan in die Seelsorge stürzen. Am 1. September übernimmt Prälat Michael Fuchs die Regensburger Pfarrei St. Wolfgang, wird zugleich Regionaldekan der Seelsorgsregion Regensburg und bleibt Domkapitular. Die nächsten Jahre wolle er sich der Seelsorge widmen, denn dafür sei er schließlich Priester geworden, meint Fuchs im Gespräch mit dieser Zeitung. Dass er nicht nur Management, sondern auch und vor allem Seelsorge kann, hat er bereits als Diözesanjugendseelsorger, als Kaplan in Weiden und Schwandorf, und später als Pfarrer in Waldsassen bewiesen.
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