Präsident Putin und Patriarch Kyrill zerstören gemeinsam die Strukturen der russisch-orthodoxen Kirche in der Ukraine. Putin, indem er seine Truppen morden, vergewaltigen und systematisch Gotteshäuser – einschließlich der Kirchen beider Orthodoxien – attackieren lässt; Kyrill, indem er sich bedingungslos an die Seite des Aggressors stellt und an seiner ideologischen Opfer-Täter-Umkehr festhält. Kein Wunder, dass dem Moskauer Patriarchen Priester wie Gläubige in der Ukraine davon laufen. Wer Kyrills Hass-Predigten seit Kriegsbeginn liest, kann ihn weder als Patriarchen noch als geistliche Gestalt, ja nicht einmal als Christen akzeptieren.
Die letzte Chance, die Selbstzerstörung der russischen Orthodoxie zu stoppen
Nun haben sich rund 400 Geistliche der „Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats“ offen gegen Kyrill gestellt und die Spitzen der orthodoxen Kirchen weltweit aufgefordert, ihn des Amtes zu entheben. Ein historisch einmaliger Akt geistlicher Notwehr, vielleicht die letzte Chance, die Selbstzerstörung der russischen Orthodoxie zu stoppen. 400 mutige Priester stemmen sich gegen den Irrweg ihres Patriarchen. Vergebens, weil die Kirchenleitung bereits beginnt, einige von ihnen zu verleumden statt Einsicht zu signalisieren und Zeichen der Umkehr zu setzen.
Vergebens auch, weil das Moskauer Patriarchat längst mit dem Ehrenoberhaupt der weltweiten Orthodoxie, dem Ökumenischen Patriarchen, gebrochen hat. Die Zentrifugalkräfte in der Orthodoxie sind zu stark – nicht erst seit 24. Februar. Ein Amt der Einheit – von orthodoxer Seite im ökumenischen Dialog viel kritisiert – fehlt ganz offenkundig.
Nichts wäre für Russlands Orthodoxie jetzt dringender als ein Führungswechsel, ein freiwilliger oder erzwungener Rückzug Kyrills in ein Leben in Buße und Stille. Nichts wäre verfehlter als ein Treffen von Papst Franziskus mit Kyrill. Es kann unter diesen Vorzeichen nur zu einem Akt päpstlicher Selbstbeschädigung werden.
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