Eigentlich ist Robert Walter McElroy Oberhirte des kleinen Bistums San Diego in Kalifornien mit gerade einmal 1,4 Millionen Katholiken. Doch der Kirchenmann trat ins Rampenlicht, als Papst Franziskus beim Konsistorium vom August vergangenen Jahres den Kardinalshut am Metropoliten der Kirchenprovinz, Erzbischof José Horacio Gómez Velasco von Los Angeles, vorbeisegeln und auf dem Kopf McElroys landen ließ. Gómez war Vorsitzender der Bischofskonferenz seines Landes und sein Erzbistum ist mit 4,5 Millionen Getauften die größte Diözese in den Vereinigten Staaten. Aber er ist halt vom Opus Dei und Franziskus hält es mehr mit den Liberalen.
McElroy will radikale Inklusion
Dass er ein solcher ist, hat McElroy jetzt mit einem Aufsatz bewiesen, den die Jesuiten-Zeitschrift „America“ am 24. Januar veröffentlicht hat. Jetzt, da sich auch die amerikanischen Bischöfe und Gläubigen in der kontinentalen Phase zum Grundlagentext „Mach den Raum deines Zeltes weit (Jes 54,2)“ des römischen Synodensekretariats verhalten müssen, plädiert McElroy für eine „radikale Inklusion“, die vor allem LGBT-Leute und wiederverheiratete Geschiedene einbezieht.
Mit „Inklusion“ meint er nicht eine Einbeziehung in die Seelsorge, sondern die Zulassung aller zur Kommunion. „Die Kirche muss eine eucharistische Theologie hochhalten, die effektiv alle Getauften an den Tisch des Herrn einlädt“, schreibt der Kardinal, denn: „Die Kirche hat eine Hierarchie an Wahrheiten“ und „sexuelles Handeln, auch wenn es Bedeutung hat, macht nicht den Kern dieser Hierarchie aus“. Der strukturelle Ausschluss von queeren Menschen von der Eucharistie sei falsch. „Das muss sich ändern“, so McElroy, um mit Verweis auf das Motto der kontinentalen Phase zu schließen: „Wir müssen unser Zelt vergrößern. Und wir müssen es jetzt tun.“
Die Sache mit der Homosexualität
Zufällig zur selben Zeit unterlief Papst Franziskus im Interview mit „Associated Press“ ein bedauerlicher Fehler: Dort sagte er, „Homosexualität ist eine Sünde, aber kein Verbrechen“, als er die Gesetzgebung einzelner Staaten beklagte, die die homosexuelle Orientierung unter Strafe stellen. Sein Ordensbruder, der amerikanische Jesuit James Martin, der für die pastorale Begleitung von LGBTQ-Katholiken arbeitet, fragte bei ihm verwundert nach.
In einem Brief an Martin bedauerte Franziskus seine Wortwahl. Dass er nicht explizit von der homosexuellen Handlung, sondern von Homosexualität gesprochen hatte, habe an der Interviewsituation gelegen, man habe sich in der Alltagssprache unterhalten. „Ich hätte sagen sollen: ,Es ist eine Sünde, wie jeder sexuelle Akt außerhalb der Ehe?“ Pater Martin veröffentlichte den Brief des Papstes am 27. Januar auf seinem Onlineportal „Outreach“ in spanischer Sprache samt englischer Übersetzung.
Synodale Weltprozess: Werben für eigene Projekte
Wenn es schon das Ziel von Protagonisten der Weltbischofssynode wie etwa Kardinal Jean-Claude Hollerich ist, in der Kirche zu einer Neubewertung der Homosexualität zu kommen (siehe Seite 9), dann fragt man sich, wer denn für die Mehrheit der Bischöfe spricht: Franziskus, für den Sex nur in der Ehe moralisch vertretbar ist, oder der von ihm beförderte McElroy, für den sexuelle Handlungen nichts mit dem Kern der Hierarchie der (katholischen) Wahrheiten zu tun haben.
Was lernt man daraus? So wie für die Mehrheitsfraktion der deutschen Bischöfe das hehre Wort von der Synodalität nur eine Folie ist, um auf Biegen und Brechen ein bestimmtes Ziel zu erreichen, so ist auch der synodale Weltprozess eher ein Werben für eigene Projekte, wie etwa die „radikale Inklusion“ McElroys. Wenn das Synodalität sein soll, dann Gute Nacht.
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