„Dann sagte Jesus: Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken.“ (Mt 11, 28)
Kindliche Ängste
Als Kind hatte ich zwei Ängste: Die eine, dass ich sterben würde, und die andere, dass meine Mutter sterben würde. Ich fragte mich, ob sie mich in meinem Lieblingskleid begraben würden.
Ich fragte meine Mutter, ob sie denn keine Angst hätte, dass sie eines Tages sterben und nicht mehr da sein würde. Sie erklärte mir, dass ihr das nichts ausmachen würde, denn sie würde ja durch mich und meinen Bruder weiterleben. Diese Antwort fand ich damals überhaupt nicht befriedigend.
Viele Jahre dachte ich überhaupt nicht mehr daran. Als ich dann erwachsen wurde, kehrte die Angst zurück. Zeitweise hatte ich Schwierigkeiten einzuschlafen. Einmal wachte ich mitten in der Nacht auf, schwitzend und mit rasendem Herzen. Ich konnte nicht aufhören, daran zu denken, dass alle Menschen, die ich kannte, ich selbst und auch alle Menschen, die je gelebt haben, im Endeffekt unter der Erde verrotten würden und schließlich für immer vergessen sein würden. In all diesen Jahren war ich Atheist. Meine Familie glaubte nicht an Gott und ich tat es auch nicht.
Einschlafprobleme
Ich lernte meinen Mann kennen. In der Zeit hatte ich solche Schwierigkeiten einzuschlafen, dass ich ihn jeden Abend aus einem Instinkt heraus bat, mir aus den Evangelien vorzulesen. Er kramte etwas widerwillig die alte Bibel seiner Mutter heraus.

Ein Jahr lang las er mir Abend um Abend die frohe Botschaft vor. Und so fanden wir zu Christus. Ich begann, die Heilige Messe zu besuchen und nach einiger Zeit begann er, mich zu begleiten. Wir fingen an, die Gleichnisse zu verstehen und uns darüber auszutauschen.
Schlafprobleme oder solch intensive Angst hatte ich schon sehr lange nicht mehr. Nach meiner Taufe, als mich bei einer Straßenüberquerung ein Auto beinahe mitgenommen hätte, wurde mir klar: Ich habe viel, wofür es sich zu leben lohnt, und ich möchte leben. Aber wenn der Zeitpunkt zu sterben kommt, ist es okay und ich hoffe darauf, dass ich dann bei unserem Herrn sein werde.
Einsam als Atheist
Im Nachhinein sehe ich, wie einsam, auf eine kosmische Art, man sich als Atheist in solchen Momenten der Angst fühlt. Man weiß, dass alles, was lebt, sterben wird. In einem Universum, das Milliarden Jahre alt ist, ist man ein einsamer Funke, der so schnell erlischt, wie er entstanden ist.
Als Christ weiß ich nun, dass man selbst im Leid nie allein ist. Es gibt keinen Schmerz, den Christus nicht für uns schon erlitten hat und in dem wir nicht mit ihm vereint sind. Im Garten Gethsemane schwitzte er Blut vor Angst. Das ist eine Angst schlimmer als alles, was ich je erlebt habe. Als Christen erleiden wir nichts, bei dem Jesus nicht unsere Hand hält. Er ist uns vorausgegangen, wie ein Pionier in die Wildnis, damit wir nicht allein durch die Dunkelheit gehen müssen.

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