„Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn.“ (Mt 7,13-14)
Horribile dictu
Mit 21 habe ich etwas Undenkbares getan: Ich investierte meine ersten 25 Euro am Aktienmarkt. Für viele Leser ist das jetzt vermutlich nicht sonderlich schockierend. Aber ich befand mich damals in einem sozialen Umfeld, in dem ich das für mich behalten musste, wenn ich nicht Staatsfeind Nummer 1 werden wollte. Ich studierte antike Kulturen, meine Freunde waren alle Geisteswissenschaftler. In so einem Umfeld ist das Thema Geldanlage nur etwas für finstere Milliardäre, die kleine Kinder fressen. Hätte ich versucht, zu erklären, dass es mir darum ging, für die Zukunft und für das Alter vorzusorgen, hätte ich nur verständnislose Blicke geerntet. Freunde erzählten mir, 40 Jahre alt würden sie sowieso nicht werden wollen.
Als ich meinen Eltern davon erzählte, einige Zeit und einige weitere kleine „Investitionen“ am Aktienmarkt später, waren sie schockiert und von dem Gedanken abgestoßen. Für mich war es aber der Wendepunkt.
Ich bin vom ausgetretenen Pfad abgewichen, habe nach meinen Überzeugungen gehandelt und habe JA zum Leben und zu einer positiven Zukunft gesagt. Dieser erste Schritt machte mir Mut und gab mir Selbstvertrauen. Ich lernte, dass man nicht machen muss, was alle anderen machen, und nicht tun muss, was alle von einem erwarten. Es ist okay, wenn andere Menschen die eigenen Entscheidungen nicht verstehen und möglicherweise auch nie verstehen werden.

Mutige Dinge
Seitdem habe ich noch weitere Dinge getan, die vorher undenkbar waren: Ich habe mich gegen Ende meines Studiums mit einem kleinen Online-Shop selbstständig gemacht. Im ersten Jahr hat meine Familie mich dafür belächelt. Heute bin ich sehr dankbar dafür, dass mein Mann und ich von den Einkünften leben können.
Nach meinem abgeschlossenen Studium, während das Geschäft noch in den Kinderschuhen steckte, begann ich außerdem eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Für viele in meinem Umfeld war es undenkbar, nach dem Studium nun eine kaufmännische Ausbildung zu machen.
Mit jeder dieser Entscheidungen habe ich mich mehr von den Glaubenssätzen, die mich umgaben, losgelöst. Ich lernte, zu dem zu stehen, was ich glaube und nach dem, was ich glaube, zu handeln. Außerdem lernte ich, dass es sich lohnt, den schmalen Weg zu gehen und damit von Erwartungen abzuweichen.
Schließlich habe ich auch den Mut gefasst, dem Rufen Gottes, doch endlich in seine Kirche zu kommen, nachzugeben. Auch hierfür erntete ich viel Unverständnis und geschmacklose Kommentare. Aber nichts hat mich mehr von meiner Taufe abhalten können.
Die Börse machte Mut
So wurden aus dem kleinen „leap of faith“, den es brauchte, meine ersten 25 Euro zu investieren, der Mut dazu, mich zu Gott zu bekennen. Kein Schritt ist zu klein oder zu unbedeutend, wenn die Richtung stimmt.
