1905 wurde in Spanien eine der ersten Apothekerinnen approbiert: Elvira Moragas Cantarero, die später in den Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen eintrat, im Spanischen Bürgerkrieg als Märtyrerin starb und am 10. Mai 1998 von Johannes Paul II. seliggesprochen wurde. Ihr Gedenktag ist der 15. August, das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel. Im Karmel wird ihrer am 16. August gedacht.
Elvira Moragas Cantarero, geboren 1881, stammte aus einer Apothekerfamilie; ihr Vater führte eine Apotheke in der Provinz Toledo. Als sie fünf Jahre alt war, siedelte die Familie in die Hauptstadt Madrid um. 1890 starb Elviras ältere Schwester Sagrario im Alter von elf Jahren.
Christliche und humanistische Bildung
In der Familie und in der Schule der Mercedarierinnen erhielt Elvira eine solide humanistische und christliche Bildung. Sie erlangte die Hochschulreife am renommierten „Instituto Cardenal Cisneros“ und schrieb sich mit 19 Jahren an der Universität von Madrid als einzige Frau für das Pharmaziestudium ein. 1905 legte sie die Abschlussprüfung mit Bestnoten ab und wurde als Apothekerin approbiert. Anschließend half sie ihrem Vater in der Apotheke und übernahm diese nach seinem Tod im Jahr 1909. Sie war die zweite Spanierin, die eigenständig eine Apotheke führte. In der damaligen Zeit stellten Apotheker die Arzneimittel selbst her und verkauften sie. Elvira führte in ihrer Apotheke den Samstag als „Almosentag“ ein, an dem sie für mittellose Menschen gratis Medikamente herstellte.
Ihr beruflicher Werdegang, in dem sie ihrer Zeit voraus war, füllte Elvira jedoch nicht aus, und zusammen mit ihrem geistlichen Begleiter, dem Jesuiten Maria Rubio Peralta, suchte sie nach dem Weg, der ihr Erfüllung bringen würde. Nachdem ihr Bruder Ricardo sein Pharmaziestudium abgeschlossen hatte und die Apotheke übernehmen konnte, entschloss sich Elvira zum Eintritt in den Karmel. Im Juni 1915, mit 24 Jahren, trat sie in das Kloster „Santa Ana y San José“ in Madrid ein, wo sie wenige Monate später eingekleidet wurde und den Namen „Maria Sagrario de San Luis de Gonzaga“ annahm. Am Heiligen Abend 1916 legte sie ihre einfache Profess ab, am Dreikönigstag 1920 die ewige Profess.
Almosentag für die Armen
Mit Hilfe ihres Bruders Ricardo, der jetzt die väterliche Apotheke führte, konnte sie auch vom Karmel aus den „Almosentag“ fortsetzen und Arzneimittel für die Armen herstellen. Gleichzeitig gab sie sich ganz dem Ordensleben hin. Ihre Einsatzfreudigkeit, gepaart mit einem freundlichen und fröhlichen Charakter, machten sie in der Gemeinschaft sehr beliebt, so dass sie 1927 für drei Jahre zur Priorin gewählt wurde. Danach diente sie einige Jahre als Pfortenschwester und wurde am 1. Juli 1936 erneut zur Priorin gewählt. Wenige Tage später brach der Spanische Bürgerkrieg aus, der eine heftige Verfolgung der Priester und Ordensleute mit sich brachte.
Am 20. Juli drang eine von den Revolutionären angestachelte Menschenmenge in den Karmel ein, griff die Ordensschwestern an und trieb sie auf die Straße. M. Sagrario hatte die Möglichkeit, sich ihrem Bruder anzuschließen, der aus Madrid floh, wollte aber als Priorin die in der Stadt versprengten Schwestern nicht allein lassen und nahm daher Unterschlupf bei der Familie einer Mitschwester. Am 14. August wurde sie verhaftet und in das Gefängnis gebracht. Sie wurde mehrmals verhört, schwieg jedoch hartnäckig und schrieb nur auf ein Blatt Papier: „Es lebe Christus, der König!“ Am folgenden Tag – dem Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel – wurde sie im Morgengrauen in einen Park verschleppt und erschossen.
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