Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung 18. November: Die Wochenheilige

Sel. María de los Dolores Sobrino Cabrera

Die diözesane Phase des Seligsprechungsprozesses für María de los Dolores Sobrino Cabrera wurde 2016 abgeschlossen, die römische Phase am 22. Juni 2023.
Selige Maria de los Dolores Sobrino Cabrera
| Die neue Selige wurde am 19. April 1868 im andalusischen Constantina in der Provinz Sevilla geboren.

Am 18. November wird Kardinal Marcello Semeraro, Präfekt des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, in der Kathedrale von Sevilla 20 Personen seligsprechen, die im Spanischen Bürgerkrieg (1936-39) aus Hass auf den Glauben ermordet wurden. Die diözesane Phase des Seligsprechungsprozesses wurde 2016 abgeschlossen, die römische Phase am 22. Juni 2023. Es handelt sich bei den neuen Seligen um zehn Priester, einen Seminaristen sowie acht Männer und eine Frau im Laienstand. Diese Frau, María de los Dolores Sobrino Cabrera, soll hier stellvertretend für die ganze Gruppe näher vorgestellt werden.

Die neue Selige wurde am 19. April 1868 im andalusischen Constantina in der Provinz Sevilla geboren, als Tochter des Ehepaars Manuel Sobrino Ibáñez und María de la Concepción Cabrera Iglesias. Bereits am Tag nach ihrer Geburt wurde sie in der Pfarrkirche Santa María de la Encarnación auf den Namen María de los Dolores Ana Joaquina Leona de la Santísima Trinidad del Corazón de Jesús getauft. In derselben Pfarrkirche heiratete sie am 27. Dezember 1891, mit 23 Jahren, den drei Jahre älteren Angestellten Rafael Cabezas Ruival de Flores.

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Rechte Hand des Pfarrers

Da die Ehe kinderlos blieb, setzte María de los Dolores ihre Zeit und ihre Kraft ganz für die Pfarrgemeinde ein, übernahm viele Aufgaben und wurde die rechte Hand des Pfarrers, Manuel González-Serna Rodríguez. Oft hielt sie sich auch zum persönlichen Gebet in der Kirche auf, so auch am Morgen des 18. Juli 1936, wo sie nach der Morgenmesse von einer Nachbarin erfuhr, dass in Spanisch-Marokko am Abend zuvor ein Militärputsch stattgefunden habe. Dies war der Auftakt des Spanischen Bürgerkriegs. Bereits in den Jahren zuvor hatte es in Spanien harte Angriffe gegen die Kirche gegeben. Seit 1931 war die Republik antiklerikal geprägt, die Religionsausübung wurde eingeschränkt und der staatlichen Kontrolle unterstellt. 1932 war der Jesuitenorden aufgelöst worden, im Jahr darauf wurde die Tätigkeit aller Konfessionen und Orden gesetzlich stark eingeschränkt. Die Folge des antiklerikalen Klimas im Land war, dass Kirchen und religiöse Symbole angegriffen wurden und die Feier von Gottesdiensten ebenso erschwert war wie die religiöse Bildungsarbeit in Pfarrgemeinden und an Schulen.

Nach dem Militärputsch schlug der Antiklerikalismus jedoch in extreme Gewalt um, und in Constantina überschlugen sich die Ereignisse: Innerhalb weniger Tage wurden mehrere Gotteshäuser bis auf die Grundmauern zerstört, die Inneneinrichtung verbrannt und zwei Priester ermordet. In der Nacht zum 19. Juli wurde Pfarrer González-Serna verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Dort wurde er verhört und misshandelt. Vier Tage später brachte man ihn in Pfarrkirche zurück, wo er durch zwei Schüsse getötet wurde. Auch auf die in der Pfarrei aktiven Laien hatten die Milizen es abgesehen: Rafael, Maria de los Dolores‘ Ehemann, der die Gemeindekasse verwaltete, wurde verhaftet und kurz darauf ermordet, das Haus des Ehepaars geplündert.

Märtyrer im Bürgerkrieg

María de los Dolores konnte zunächst fliehen und fand Unterschlupf bei Verwandten. Dass sie dort jedoch nicht in Sicherheit war, zeigte sich schon am folgenden Tag, dem 23. Juli. Die Milizen ordneten die Verhaftung der damals 68jährigen Frau an. Sie wurde festgenommen und in das Innere der Pfarrkirche gebracht, wo man ihr den Leichnam des soeben ermordeten Pfarrers zeigte. Kurz darauf wurde sie ebenfalls „respektlos und gnadenlos“ aus nächster Nähe erschossen. Beide Leichname wurden geschändet und in den frühen Morgenstunden auf einem Lastwagen zum Friedhof von Constantina gebracht. Dort wurden sie zunächst provisorisch beerdigt. Später wurden ihre sterblichen Überreste exhumiert und bei dem kollektiven Grabmal beigesetzt, das für die Opfer der Ereignisse dieser schrecklichen, von Gewalt erschütterten Tage errichtet wurde.

Auch Pfarrer Manuel González-Serna gehört zur Gruppe der 20 Märtyrer des Spanischen Bürgerkriegs, die in dieser Woche in Sevilla seliggesprochen wird.

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Claudia Kock Mord Pfarreien Pfarrer und Pastoren

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