27. Januar: Der Wochenheilige

Sel. Jurgis Matulaitis

1918 ernannte Papst Benedikt XV. Matulaitis zum Bischof der litauischen Hauptstadt Vilnius.
Selige  Jurgis Matulaitis
| Erzbischof Jurgis Matulaitis wurde 1987 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 27. Januar.

Im Juni 2006 rief Papst Benedikt XVI. in einem Schreiben den 80. Jahrestag der Errichtung der Kirchenprovinz und Erzdiözese Kaunas in Litauen in Erinnerung. Sein Vorgänger Pius XI. hatte durch die Apostolische Konstitution Lituanorum gente 1926 „den lang gehegten Wunsch der litauischen Bischöfe und Gläubigen erfüllt, die im Geiste enger Gemeinschaft mit dem Papst in Rom nach dem Wiedererstehen ihres Staates am Ende des Ersten Weltkriegs um die Vollendung der kirchlichen Ordnung in Litauen baten“. Insbesondere verwies Benedikt XVI. in diesem Zusammenhang auf die zentrale Rolle von Erzbischof Jurgis Matulaitis, der 1987 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen worden war. Sein Gedenktag ist der 27. Januar.

Jurgis Matulaitis wurde am 13. April 1871 im südlitauischen Lugine bei Mariampol geboren, als letztes von acht Kindern einer Bauernfamilie. Bereits mit zehn Jahren war er Vollwaise und erkrankte als Jugendlicher an Knochentuberkulose, die ihn sein Leben lang begleitete. Mit 18 Jahren trat er in das polnische Priesterseminar in Kielce ein, wo er Philosophie und Theologie studierte, wechselte dann nach Warschau und schließlich an die römisch-katholische Akademie von St. Petersburg, wo er 1898 zum Priester geweiht wurde. Es folgte eine Promotion an der Universität Fribourg in der Schweiz, die er 1903 abschloss.

Lehraufträge an verschiedenen Orten

In den folgenden Jahren lehrte Matulaitis in Kielce und Warschau Latein, Kirchenrecht und Dogmatik und wurde 1907 nach St. Petersburg berufen, um dort Soziologie zu unterrichten. Er hatte großes Interesse an sozialen Fragen und Reformen, aus der Überzeugung heraus, dass die Verkündigung des Evangeliums nur dann glaubwürdig ist, wenn sie mit der Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen einhergeht.

1909, mit 38 Jahren, machte Matulaitis, der bis dahin erfolgreich eine akademische Laufbahn verfolgt hatte, einen radikalen Schritt: Mit Erlaubnis aus Rom legte er privat die drei Ordensgelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab und schloss sich der Kongregation der Marianer an, die vom zaristischen Regime unterdrückt worden war und zu diesem Zeitpunkt nur noch aus einem einzigen Ordensmann bestand. Er selbst war als Kind von einem Marianergeneral getauft worden und fühlte sich berufen, die Kongregation neu ins Leben zu rufen. Er gründete ein Noviziat, dem sich schnell weitere Männer anschlossen, und überarbeitete die Konstitutionen, um die Kongregation auf ein Apostolat in der modernen Welt auszurichten. In den folgenden Jahren entstanden neue Gemeinschaften in Polen und in den Vereinigten Staaten; 1911 wurde Matulaitis zum Generaloberen gewählt; das Noviziat wurde nach Fribourg verlegt, wo jetzt eine rege Ausbildung von Ordenspriestern für Polen und Litauen begann. Er schrieb in sein geistliches Tagebuch: „Unsere Sorge gilt der ganzen Menschheit und allen Anliegen der Universalkirche. Wir müssen bereit sein, an jeden Ort zu eilen, wo es Gelegenheit gibt, etwas zur größeren Ehre Gottes zu tun… Insbesondere müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf die riesigen Gebiete in Russland und Sibirien richten, wo so viele Seelen die Herde verlassen haben, weil niemand sie führt; und auf Amerika mit seinem lauten Lebensstil, wo die Menschen so leicht ihre geistlichen Bedürfnisse vergessen.“ Außerdem gründete er einen weiblichen Zweig der Marianer und einen weiteren Frauenorden in Weißrussland.

Zeit großer Umbrüche

1918 ernannte Papst Benedikt XV. Matulaitis zum Bischof der litauischen Hauptstadt Vilnius, in einer Zeit großer Umbrüche, in denen nationale und politische Interessen verschiedener Seiten aufeinanderprallten. Er versuchte immer zu vermitteln und setzte sich vor allem für die Benachteiligten ein, ohne politisch Partei zu ergreifen, was ihm viele Gegner verschaffte. 1925 bat er Papst Pius XI., auf das Bischofsamt verzichten zu dürfen. Der Papst gestattete es, sandte ihn jedoch als Apostolischen Visitator wieder nach Litauen zurück und beauftragte ihn mit der Ausarbeitung eines Konkordats zwischen dem Heiligen Stuhl und Litauen. Dessen Annahme erlebte Jurgis Matulaitis nicht mehr mit, da er am 27. Januar 1927 infolge einer Blinddarmentzündung verstarb mit 56 Jahren verstarb.

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Claudia Kock Erzbischöfe Heilige Johannes Paul II. Kirchenrecht Pius XI. Priesterseminare Päpste Römisch-katholische Kirche Selige

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