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Sel. Giuseppe Bernardi und Mario Ghibaudo

Unter den Toten des „Massaker von Boves“ am 19. September 1943 befanden sich die beiden Priester des Ortes, Giuseppe Bernardi und Mario Ghibaudo.
Giuseppe Bernardi und Mario Ghibaudo
| Die beiden Priester, die in einem gemeinsamen Grab in der Kirche „San Bartolomeo“ in Boves ruhen, wurden am 16. Oktober 2022 seliggesprochen.

Vor 80 Jahren, am 19. September 1943, fand in der norditalienischen Provinz Cuneo ein grausames Kriegsverbrechen statt, das als „Massaker von Boves“ in die Geschichte eingegangen ist. Unter den Toten befanden sich auch die beiden Priester des Ortes, Giuseppe Bernardi (rechts im Bild) und Mario Ghibaudo, die am 16. Oktober 2022 seliggesprochen wurden und deren sterbliche Überreste in einem gemeinsamen Grab in der Kirche „San Bartolomeo“ in Boves ruhen. Ihr Gedenktag ist der 19. September.

Giuseppe Bernardi wurde am 25. November 1897 in Caraglio bei Cuneo in einer Arbeiterfamilie geboren und trat bereits mit zehn Jahren in das Knabenseminar ein. Von 1917 bis 1920 musste er Militärdienst leisten. Die Teilnahme am Ersten Weltkrieg weckte bei ihm eine große Abneigung gegen jeden Krieg, den er als „nutzloses Blutvergießen“ betrachtete. Nach seiner Priesterweihe am 29. Juni 1923 wurde er in verschiedenen Pfarreien eingesetzt. Im Juni 1938 wurde er in das Dorf Boves versetzt.

Es blieb wenig Zeit

Am 1. Juli 1943 wurde ihm als Kaplan der erst zwei Wochen zuvor geweihte Neupriester Mario Ghibaudo zur Seite gestellt. Er war am 19. Januar 1920 im nahe gelegenen Borgo San Dalmazzo als Sohn eines Druckers geboren, hatte ebenfalls das Knabenseminar besucht und anschließend die Priesterausbildung durchlaufen. Er war Mitarbeiter der Salesianer und liebte die Berge, wo er sich Gott am nächsten fühlte. Die Kaplanzeit in Boves sollte der praktischen Erfahrung in der Seelsorge dienen, danach waren für ihn weitere theologische Studien in Rom vorgesehen. Dazu sollte es aber nicht mehr kommen, denn zwei Monate, nachdem Mario Ghibaudo seine Kaplanstelle angetreten hatte, überschlugen sich die Ereignisse.

Am 8. September schloss Italien nach dem Sturz von Mussolini einen Waffenstillstand mit den Alliierten. Die deutsche Wehrmacht besetzte das Land, italienische Militärs wurden gefangen genommen und nach Deutschland abtransportiert. Eine italienische Einheit hatte sich in die Berge bei Boves zurückgezogen, um als Partisanen gegen die deutschen Besatzer zu kämpfen.

Am 19. September, einem Sonntag, fuhren einige von ihnen in das Dorf, um sich mit Vorräten einzudecken. Auf dem Weg stießen sie auf zwei deutsche SS-Angehörige und führten sie als Gefangene in die Berge ab. Daraufhin kamen weitere Wehrmachtseinheiten nach Boves, um die Partisanengruppe auszuheben. Es kam zu Gefechten, und SS-Truppen unter dem Kommando des SS-Obersturmbannführers Joachim Peiper besetzten Boves. Peiper kontaktierte den Pfarrer Giuseppe Bernardi, der zusammen mit dem Zivilisten Antonio Vassallo von den Partisanen die Herausgabe der beiden gefangenen SS-Männer veranlassen sollte. Würden sie dies nicht tun, so würde man in Boves einen Vergeltungsakt durchführen.

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Verzicht auf Repressalien

Bernardi stimmte zu, verlangte jedoch ein Schriftstück, mit dem der Verzicht auf Repressalien ausdrücklich bestätigt würde. Peiper verweigerte dies mit dem Hinweis, dass sein Wort genüge.

Bernardi und Vassallo fuhren hinauf zu den Partisanen und konnten diese überzeugen, die Gefangenen freizulassen, um einen Vergeltungsakt gegen den ganzen Ort zu verhindern. Peiper hielt jedoch nicht Wort: Kaum waren die Gefangenen zurück, gab er den Befehl, das Dorf in Brand zu setzen. Die Einwohner flohen, so schnell sie konnten, ins Freie und auf die Felder. Wer nicht zur schnellen Flucht in der Lage war – vor allem Alte, Kranke und Behinderte – kam in den Flammen um. Andere, wie Bernardi und Vasallo, wurden gezielt getötet.

Mario Ghibaudo, der verzweifelt versuchte, alten Menschen und Kindern bei der Flucht zu helfen, wurde von einer Explosion schwer verwundet, während er einem Sterbenden die Absolution erteilte, und schließlich durch einen Dolchstich getötet.

Vergeltungsmaßnahmen der deutschen Besatzer

Das Massaker von Boves war eine der ersten schweren Vergeltungsmaßnahmen der deutschen Besatzer, die gegen italienische Partisanen gerichtet waren und denen in erster Linie Zivilisten zum Opfer fielen. Die Akten der Seligsprechungsprozesse von Giuseppe Bernardi und Mario Ghibaudo sind aufgrund der Zeugenbefragungen wichtige Dokumente zur historischen Aufarbeitung des Geschehenen.

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Claudia Kock Benito Mussolini Kriegsverbrechen Pfarrer und Pastoren Priesterweihen

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